Hörspiel nach Anna Seghers’ Erzählung

Der Ausflug der toten Mädchen

63:32 Minuten
Die Obersekunda der Höheren Mädchenschule in Mainz 1918.
Netty Reiling (Mitte, mit Brosche) und andere Schülerinnen während des ersten Weltkriegs. © Privat
Bearbeitung und Regie: Anna Panknin · 16.09.2023
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• Literatur • In einem Zustand zwischen Traum und Realität erinnert sich die Erzählerin an einen fröhlichen Schulausflug im Jahr 1912 und an die Geschicke der Klassenkameradinnen bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Nach der Erzählung von Anna Seghers.
Anna Seghers’ 1943 entstandene Erzählung ist das persönlichste Werk der Autorin, gewidmet ihrer im Ghetto getöteten Mutter und reich an autobiografischen Bezügen.
Die Erzählerin – wie Seghers im mexikanischen Exil und noch geschwächt von den schweren Folgen eines Autounfalls – erinnert sich in einer Art Schwebezustand zwischen Traum und Realität an einen fröhlichen Schulausflug aus dem Jahr 1912 und an die Geschicke der Klassenkameradinnen bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Sie ist dabei zugleich allwissende Beobachterin und als Schulmädchen Netty Teil der Handlung.
Bibiana Beglau bei den Hörspielaufnahmen im Studio
Bibiana Beglau bei den Hörspielaufnahmen im Studio© Deutschlandradio/Karl-Heinz Stevens
Dem heiteren Ausflugsgeschehen wird in einer kunstvoll verwobenen Gleichzeitigkeit von Bewusstseinsebenen, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft das Unheil der folgenden Jahrzehnte gegenübergestellt. Anhand der unterschiedlichen Biografien von späteren Opfern, Tätern- und Mitläuferinnen zeichnet Seghers exemplarisch ein Spiegelbild der deutschen Bevölkerung und widmet sich, wie schon in ihrem berühmten Roman „Das siebte Kreuz“, dem Geheimnis des Widerstandes – der Frage, was Menschen dazu befähigt, in einem inhumanen Alltag ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Porträt der Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) im Jahr 1975
Anna Seghers (1900-1983) im Jahr 1975© picture alliance / akg-images

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Woche 12: Abschied

Der Ausflug der toten Mädchen
Nach der Erzählung von Anna Seghers
Bearbeitung und Regie: Anna Panknin

Mit: Bibiana Beglau
Komposition: Peter Ehwald
Sprachaufnahmen: Jean Szymczak
Klanggestaltung und Montage: Karl-Heinz-Stevens
Produktion: Deutschlandfunk/rbb 2022
Länge: 63'24

1900 als Netty Reiling in Mainz geboren, floh Anna Seghers als Jüdin und überzeugte Kommunistin 1933 über die Schweiz nach Frankreich und 1940 weiter nach Mexiko; ihre im Exil verfassten Romane „Das siebte Kreuz“ und „Transit“ bescherten ihr Weltruhm. 1947 kehrte sie nach Berlin zurück, um ein antifaschistisches Deutschland mit aufzubauen, und engagierte sich bis zu ihrem Tod 1983 vielfältig im literarischen Betrieb der DDR, unter anderem als Vorsitzende des Schriftstellerverbandes.

Anna Panknin, geboren 1976 in Berlin, Regisseurin, Autorin, lebt seit 1995 in Köln. Letzte Hörspielarbeit: „Genauso – bloß anders“ von Antje Meichsner (Deutschlandfunk 2021).

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