Hörspiel nach Anna Seghers’ Erzählung

Der Ausflug der toten Mädchen

Die Obersekunda der Höheren Mädchenschule in Mainz 1918.
Netty Reiling (Mitte, mit Brosche) und andere Schülerinnen der Höheren Mädchenschule in Mainz während des ersten Weltkriegs (im Jahr 2018). © Privat
Bearbeitung und Regie: Anna Panknin |
• Literatur • In einem Zustand zwischen Traum und Realität erinnert sich die Erzählerin an einen fröhlichen Schulausflug im Jahr 1912 und an die Geschicke der Klassenkameradinnen bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.
Anna Seghers’ Erzählung ist ihrer im Ghetto getöteten Mutter gewidmet und weist zahlreiche autobiografische Bezüge auf. Die Erzählerin, das Schulmädchen Netty, gehört als Protagonistin zur Handlung und ist zugleich allwissende Beobachterin. Noch geschwächt von den Folgen eines Unfalls stellt sie der Beschreibung eines heiteren Ausflugs ihrer Klassenkameradinnen in einer kunstvoll verwobenen Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft das Unheil der folgenden Jahrzehnte gegenüber. Anhand der unterschiedlichen Biografien von späteren Opfern, Tätern und Mitläuferinnen zeichnet Seghers ein Spiegelbild der deutschen Bevölkerung und umkreist dabei die Schwierigkeit, die eigene Menschlichkeit zu bewahren und Widerstand zu leisten. 
Bibiana Beglau bei den Hörspielaufnahmen im Studio
Bibiana Beglau bei den Hörspielaufnahmen im Studio© Deutschlandradio/Karl-Heinz Stevens
Porträt der Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) im Jahr 1975
Anna Seghers (1900-1983) im Jahr 1975© picture alliance / akg-images

Der Ausflug der toten Mädchen
Nach der Erzählung von Anna Seghers
Bearbeitung und Regie: Anna Panknin
Mit: Bibiana Beglau
Komposition: Peter Ehwald
Sprachaufnahmen: Jean Szymczak
Klanggestaltung und Montage: Karl-Heinz-Stevens
Produktion: Deutschlandfunk/rbb 2022
Länge: 63'24

1900 als Netty Reiling in Mainz geboren, floh Anna Seghers als Jüdin und überzeugte Kommunistin 1933 über die Schweiz nach Frankreich und 1940 weiter nach Mexiko; ihre im Exil verfassten Romane „Das siebte Kreuz“ und „Transit“ bescherten ihr Weltruhm. 1947 kehrte sie nach Berlin zurück, um ein antifaschistisches Deutschland mit aufzubauen, und engagierte sich bis zu ihrem Tod 1983 vielfältig im literarischen Betrieb der DDR, unter anderem als Vorsitzende des Schriftstellerverbandes.

Anna Panknin, geboren 1976 in Berlin, Regisseurin, Autorin, lebt seit 1995 in Köln.

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