Die Flucht des Vizeweltmeisters

Sportverräter

Eberhard Gienger (links, BRD) und Wolfgang Thüne (rechts, DDR) nebeneinander auf einem Turngerät, beide lächeln.
Ein seltener Anblick: Eberhard Gienger (links), westdeutsche Turnsportlegende und sein großer Konkurrent aus der DDR Wolfgang Thüne (rechts) bei einem gemeinsamen Training im September 1975. © imago/Sven Simon
Von Dieter Wulf |
Leistungssportler waren in der DDR Kämpfer im Systemstreit mit dem Westen. Wer als Spitzensportler floh, war in den Augen der Staatssicherheit ein „Sportverräter“. Wolfgang Thüne setzte bei seiner Flucht alles auf eine Karte.
Wolfgang Thüne war 1974 bei der Weltmeisterschaft der Turner im bulgarischen Varna Vizeweltmeister am Reck geworden. Ein Riesenerfolg und doch der Beginn vom Ende seiner Sportkarriere in der DDR. Denn gesiegt hatte Eberhard Gienger, sein schärfster Rivale aus der Bundesrepublik. Damals in Westdeutschland Sportler des Jahres, ein Sportidol. Eine Schmach, die sich die DDR-Verantwortlichen nicht gefallen lassen wollten. Beim nächsten internationalen Wettkampf sollte Thüne unbedingt gegen den Klassenfeind gewinnen. Bei der Europameisterschaft in Bern, im Sommer 1975, war es so weit. Aber es kam ganz anders. "Kannst du mich hier rausholen", bat Thüne seinen ärgsten Gegner.

Sportverräter
Die Flucht des Vizeweltmeisters
Von Dieter Wulf

Es sprachen: Katherina Wolter und der Autor
Ton und Technik: Thomas Widdig und Caroline Thon
Regie: Matthias Kapohl
Redaktion: Christiane Habermalz und Lisa Steck
Deutschlandfunk 2025

Dieter Wulf hat Politikwissenschaft in Berlin und Washington studiert. Seit über 30 Jahren arbeitet er als Hörfunkjournalist und regelmäßig auch als Featureautor.

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