Hörstück über frühe Radiosender in Südostasien

Interferenzen

54:11 Minuten
Goesti Raden Adjeng Siti Noeroel Koesoemowardani, Tochter des Sultans von Solo in Java, vor dem Mikrofon der Solosche Radio Vereniging in Soerakarta.
Goesti Raden Adjeng Siti Noeroel Koesoemowardani, Tochter des Sultans von Solo in Java, vor dem Mikrofon der Solosche Radio Vereniging in Soerakarta. © Foto: KITLV
Von meLê yamomo · 11.12.2020
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Radio als Instrument der Kolonialisierung: Ab 1927 installierten die Niederländer, Franzosen und Briten Radiosender in Südostasien. Wenig später startete die lokale Bevölkerung radiophone Gegenentwürfe. Ein Hörstück über globale Verständigung und deren Scheitern.
Dies ist ein Stück über das Scheitern.
Die Firma Philips strahlte 1927 die ersten Radiosendungen im niederländischen Ostindien aus. Wenig später gründeten die Franzosen ihre Radiosender in Indochina und die Briten starteten den Empire Service der BBC.
Es dauerte nicht lange, bis die lokale Bevölkerung nachzog. Sultan Mangkunegaran VII von Solo in Java finanzierte die Solo Radio Company, die ab 1933 in javanischer Sprache sendete und traditionelle Musik aus Java übertrug. Da drahtlose Signale an keiner Grenze Halt machen, hörten die verschiedenen Kolonien in Südostasien bald die populäre Musik und die antikolonialen Stimmen ihrer Nachbarn.
meLê yamomo sampelt Mitschnitte von historischen Radiosendungen aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Asien. Dabei lässt sich hören, wie globale Moderne und Kolonialisierung immer wieder über dieselben Fehler stolpern.

Schwerpunkt: 100 Jahre Radio
Ursendung
Interferenzen
Koloniales Scheitern im Radio
Von meLê yamomo
Mit: Vincent Kuitenbrouwer, Harry van Biessum, Elizabeth Enriquez, Teilhard Paradela
Übersetzung aus dem Englischen und deutsche Textregie: Giuseppe Maio
Ton: Jan Fraune
Konzept, Moderation, Komposition und Regie: meLê yamomo
Dramaturgie: Marcus Gammel und Teilhard Paradela
Produktion: Deutschlandfunk Kultur / Elektronisches Studio der Akademie der Künste Berlin 2020
Länge: 50'
Archivmaterial:
Netherlands Institute for Sound and Vision, Elizabeth Enriquez, Jaap Kunst Ethnomusicology Collection, Berliner Phonogramm Archiv
Besonderen Dank an: Erik Lucassen, Luis Olid, James Zipangan, Albrecht Wiedmann, Barbara Titus, Bart Barendregt, Paul Wilson (British Library)

meLê yamomo, geboren 1980 in Manila, lebt inzwischen in Amsterdam und Berlin. Er unterrichtet, studiert und entwickelt Performances, Musik und Klang. yamomo ist Assistant Professor für Theaterwissenschaft an der Universität Amsterdam und Autor des Buches "Sounding Modernities". Für sein Projekt "Sonic Entanglements" erhielt er das Stipendium Veni Innovation Grant (2017–2021), das von der Niederländischen Forschungsorganisation NWO vergeben wird. In seinen Werken als Künstler-Wissenschaftler setzt sich yamomo mit Themen wie klanglicher Migration, queerer Ästhetik und post-/dekolonialen Akustemologien auseinander.