Hörspiel über das Verschwinden der Menschheit

Dissipatio humani generis oder Die Einsamkeit

Zu sehen: Ein Mann steht am Ufer eines Meeres.
© Nic Y-C @unsplash
Von Guido Morselli · 28.08.2022
Die Menschheit verschwindet spurlos – mit Ausnahme eines einzigen Mannes, der sich genau in diesem Moment das Leben nehmen wollte. Nun ist er allein auf der Welt mit Tieren, Pflanzen und Dingen und erlebt eine nie dagewesene Einsamkeit.
Am 2. Juni um 2 Uhr morgens verschwindet die gesamte Menschheit, lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen. War es eine Pandemie? Eine Naturkatastrophe? Der Dritte Weltkrieg? Zurück bleiben menschliche Hinterlassenschaften – und Tiere, die sich schon bald mit wachsender Furchtlosigkeit hervorwagen, um die Erde wieder in ihren Besitz zu nehmen. Übrig geblieben ist außerdem: ein einziger Mensch, ein Einzelgänger, der sich in ebendieser Nacht, der Nacht vor seinem 40. Geburtstag, das Leben nehmen wollte. In einer paradoxen Umkehrung wird der verhinderte Selbstmörder nun zum einzigen Repräsentanten menschlichen Lebens, zur Menschheit schlechthin. Offen bleibt dabei die Frage, ob er, der einzig verschont Gebliebene, ein Auserwählter oder ein Verdammter ist.

Dissipatio humani generis oder Die Einsamkeit
Von Guido Morselli
Übersetzung aus dem Italienischen: Ragni Maria Gschwend
Bearbeitung: Michael Krüger
Regie: Henri Hüster
Mit: Thiemo Strutzenberger
Komposition: Florentin Berger-Monit, Johannes Wernicke
Ton und Technik: Corinna Gathmann und Angelika Körber
Produktion: NDR/Deutschlandradio 2021
Länge: 89'43

Guido Morselli, geboren 1912 in Bologna, war Schriftsteller und promovierter Jurist. Er schrieb zahlreiche Romane und Essays, keiner davon wurde je von einem Verlag zur Publikation angenommen. 1973 nahm er sich, kurz nach der Niederschrift von „Dissipatio humani generis“, das Leben, ein Jahr später begann der renommierte Verlag Adelphi sein Gesamtwerk zu publizieren.

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