Hörspiel: Verschärfte Wettbewerbsbedingungen

Heidi Hoh

40:21 Minuten
Eine Person sitzt im Home-Office auf einem Schreibtischstuhl. Über sie ist eine milchig-durchsichtige Plastikplane geworfen.
Heidi Hoh verliert die Orientierung. © Eyeem / Westend61
Von René Pollesch · 28.02.2024
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René Polleschs erstes Hörspiel, eine Radikal-Soap. Heidi Hoh macht eine Party, aber die findet an ihrem Home-Arbeitsplatz statt und überhaupt ist sie komplett marktgesteuert. „Irgendjemand lebt mein verdammtes Leben. Und das BIN NICHT ICH!“
Wir sind zu Hause bei Heidi Hoh, das heißt eigentlich an ihrem Tele-Arbeitsplatz, oder doch eher auf einer Kaffeefahrt, die in ihrem Wohnzimmer stattfindet. Heidi Hoh weiß langsam nicht mehr, wo sie ist. Ist hier der Homeservice zu Hause oder Mercedes-Benz? Oder finden die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen der Architekten in ihrem „Wohnraum“ Ausdruck?
Ihr Privatleben ist ein Betrieb, und der Markt ist ihre zweite Natur. Die Konzerne nehmen Speed, und die Verortungsprobleme verbreiten sich wie eine Epidemie. Da ist auch eine Bank, die kein Zuhause mehr hat, sondern virtuell um die Welt rast und ab und zu hysterisch wird. Zum Beispiel auf Pressekonferenzen, auf denen sie immer wieder behaupten muss, dass sie einen Standort hat. Was heute nach Normalität klingt, hat René Pollesch bereits 1999 auch in seinen Defiziten geschildert.

Heidi Hoh
Hörspiel von René Pollesch
Mit: Nina Kronjäger, Christine Groß, Claudia Splitt
Ton und Technik: Stan Regal und Sven Schmeier
Produktion: DeutschlandRadio Berlin/WDR 1999
Länge: 40'13
Eine Wiederholung vom 14.02.2000

René Pollesch, 1962 in Friedberg/Hessen geboren, am 26.2.2024 in Berlin verstorben. Dramatiker, Regisseur, studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität in Gießen. Von 2001 bis 2007 leitete er die Spielstätte „Prater“ der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, seit 2021 war er Intendant der Volksbühne. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Mülheimer Dramatikerpreis (2001 und 2006) und der Arthur-Schnitzler-Preis (2019). 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ für die „Prater-Trilogie“ zum besten deutschen Dramatiker gewählt, seit 2012 war er Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

Weitere Hörspiele:
„Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (DLR Berlin/ NDR/WDR 2001), „Heidi Hoh 3. Die Interessen der Firma können nicht die Interessen sein, die Heidi Hoh hat“ (NDR/DLR Berlin 2002), „Tod eines Praktikanten“ (DKultur 2007, Hörspiel des Monats April 2007).

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