Hörspiel: Verschärfte Wettbewerbsbedingungen

Heidi Hoh

Eine Person sitzt im Home-Office auf einem Schreibtischstuhl. Über sie ist eine milchig-durchsichtige Plastikplane geworfen.
Heidi Hoh verliert die Orientierung. © Eyeem / Westend61
Von René Pollesch · 06.09.2023
• Pophörspiel • „Irgendjemand lebt mein verdammtest Leben. Und das BIN NICHT ICH!“ Heidi Hoh macht eine Party, aber die findet an ihrem Home-Arbeitsplatz statt und ihr Antrieb ist überhaupt komplett marktgesteuert. Was tun? Alte Platten auflegen!
Wir sind zu Hause bei Heidi Hoh, das heißt eigentlich an ihrem Tele-Arbeitsplatz, oder doch eher auf einer Kaffeefahrt, die in ihrem Wohnzimmer stattfindet. Heidi Hoh weiß langsam nicht mehr, wo sie ist. Ist hier der Homeservice zu Hause oder Mercedes-Benz? Oder finden die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen der Architekten in ihrem „Wohnraum“ Ausdruck?
Ihr Privatleben ist ein Betrieb, und der Markt ist ihre zweite Natur. Die Konzerne nehmen Speed, und die Verortungsprobleme verbreiten sich wie eine Epidemie. Da ist auch eine Bank, die kein Zuhause mehr hat, sondern virtuell um die Welt rast und ab und zu hysterisch wird. Zum Beispiel auf Pressekonferenzen, auf denen sie immer wieder behaupten muss, dass sie einen Standort hat.

Die Dinge des Lebens
Ein Sommer mit Hörspielen und Dokus
Woche 10: Musik

Heidi Hoh
Von René Pollesch
Mit: Nina Kronjäger, Christine Groß, Claudia Splitt
Ton und Technik: Stan Regal, Sven Schmeier
Produktion: DLR Berlin/WDR 1999
Länge: 40'13
Eine Wiederholung vom 14.02.2000

René Pollesch, 1962 in Friedberg/Hessen geboren, Dramatiker, Regisseur, studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität in Gießen. Von 2001 bis 2007 leitete er die Spielstätte „Prater“ der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, seit 2021 ist er Intendant der Volksbühne. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Mülheimer Dramatikerpreis (2001 und 2006) und der Arthur-Schnitzler-Preis (2019). 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ für die „Prater-Trilogie“ zum besten deutschen Dramatiker gewählt, seit 2012 ist er Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

Weitere Hörspiele:
„Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (DLR Berlin 2001),
„Heidi Hoh 3. Die Interessen der Firma können nicht die Interessen sein, die Heidi Hoh hat“ (NDR/DLR Berlin 2002),
„Tod eines Praktikanten“ (DKultur 2007, Hörspiel des Monats April 2007)

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