Hörspiel: Ein Hund für Hartz-IV-Empfänger

Hundelebensberatung

Unser Hundeleben wird manchmal erst durch die richtige Beratung richtig schlecht. Zu sehen: Portrait eines Hundes.
Unser Hundeleben wird manchmal erst durch die richtige Beratung richtig schlecht. © EyeEm / Cory Voecks
Von Tom Heithoff · 13.01.2022
Diesseits und jenseits des Schreibtisches sitzen sie, die armen Hunde. Ein Hartz-IV-Empfänger (der arme Hund) bekommt von seinem Fallmanager (auch das ein armer Hund) als Eingliederungsmaßnahme einen Köter aufgedrückt. Leider hasst er die Viecher.
Man hätte ja längst darauf kommen können: Ein Haustier kann einem lebensuntüchtigen Langzeitarbeitslosen zu einem strukturierten Alltag verhelfen! Das neue Programm soll für den Hartz-IV-Empfänger Nr. 137569 die letzte Chance sein, denn nach gut zehn Jahren ohne Arbeit hat er es in hinhaltendem Widerstand gegen Maßnahmen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Jetzt sitzen Fallmanager und Hartz-IVler an ihren angestammten Enden des Behördenschreibtisches zusammen: "Zwei arme Hunde, die miteinander auskommen müssen." Der Mitarbeiter vom Arbeitsamt muss die absurde Maßnahme rechtfertigen. Ein Hundepsychologe und eine Tierheimberaterin geben flankierende Auskünfte zum Thema. Und es wird klar: Unser Hundeleben wird erst durch die richtige Beratung richtig schlecht.
Aus der Begründung der Jury des Leipziger Hörspielsommers 2009: "Heithoff gelingt es meisterlich, die innere Dynamik dieses unfreiwilligen Beratungsgesprächs zu etablieren und – im Gegensatz zu manch anderem Stück des Wettbewerbs – auch über 45 Minuten zu entfalten und zu variieren. Heithoff verteilt seine Sympathie nahezu gleich zwischen den beiden Protagonisten, versteckt sich nicht hinter sorgsam ventilierter Political Correctness, sondern spielt einfallsreich und detailgenau mit landläufigen Vorbehalten und Klischees."
Aus der Begründung der Jury des 9. Berliner Hörspielfestivals: "Dass ein Klient, der es zu einer gewissen Meisterschaft in hinhaltendem Widerstand gebracht hat, es seinem Fallmanager nicht allzu einfach machen wird, ist der Treibstoff, der die Dialoge ins Absurde treibt, ohne im Bloß-Komischen, das lediglich auf Pointen aus ist, steckenzubleiben. Die Genauigkeit in der Improvisation sowie die Kommentare der Experten verleihen dem Stück einen hohen Grad an Plausibilität und Realismus."

Schwerpunkt: So ein Braver! Mein geliebtes Haustier
Hundelebensberatung
Von Tom Heithoff
Komposition und Regie: der Autor
Mit: Dominik Stein, Lorenz Eberle, Christine Winkelvoss, Helmut Winkelvoss, Tom Heithoff
Produktion: Autorenproduktion 2009
Länge: 49'29

Tom Heithoff, geboren 1964 in Kiel, ist Hörspielmacher. Er studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Theater- und Filmwissenschaft in Berlin und schrieb für Tageszeitungen in den Ressorts Bildung, Wissenschaft und Kultur. Er arbeitet heute als Autor, Regisseur, Musiker und Produzent für Hörspiel und Feature, ist außerdem Übersetzer, Lektor und weiterhin Journalist. Seine kurzen und langen Hörstücke, die zwischen Sofa, See und Küchentisch entstehen, wurden von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, ORF und vielen ARD-Anstalten ausgestrahlt. Zuletzt: "Stechen, Brennen, Hobeln" (2016), "Der Aufstand" (2017) und "Dummrum" (2018, 2. Preis beim 9. Berliner Hörspielfestival). "Hundelebensberatung" gewann den Wettbewerb des Leipziger Hörspielsommers 2009 (Kategorie Beste Geschichte).