Rechtsextremismus in der Bundeswehr

Franco A. – Soldat und Terrorist

Der wegen Terrorverdachts angeklagte Bundeswehroffizier Franco A. betritt das Gerichtsgebäude. Er ist von hinten zu sehen und trägt eine Mund-Nase-Schutzmaske.
Der wegen Terrorverdachts angeklagte Bundeswehroffizier Franco A. - dass er unter Kameraden als rassistisch und antisemitisch bekannt ist, blieb ohne Konsequenzen. © picture alliance / dpa / Arne Dedert
Von Christian Lerch · 03.12.2022
Im Winter 2017 wird der Bundeswehrsoldat Franco A. bewaffnet am Flughafen Wien von einer Spezialeinheit festgenommen. Der Mann – im Besitz einer gefälschten Geflüchtetenidentität – soll einen Anschlag geplant haben. Handelte er allein?
Ehrgeizig macht der Offenbacher Franco A. Karriere in der Bundeswehr. Bereits im Alter von 26 Jahren ist er Oberleutnant. Dass Franco A. unter Kameraden als rassistisch und antisemitisch bekannt ist, bleibt ohne Konsequenzen. Für die Bundeswehr-Vorgesetzten gilt er als zu klug, um Rechtsextremist zu sein; es bleibt bei Verwarnungen.
Franco A. selbst sieht sich als einfacher Soldat, der vorgibt seinem Eid zu folgen, um dieses Land zu schützen. 2015 nimmt er die Identität eines Geflüchteten an. Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt: Franco A. plante eine false flag operation, einen Anschlag mit gefälschter Identität, um Angst und vor allem Hass auf Geflüchtete zu schüren und zu belegen, dass der Staat nicht länger für Sicherheit sorgen kann.
Nur durch puren Zufall – den Fund einer versteckten Waffe bei Wartungsarbeiten am Wiener Flughafen – scheitert der mutmaßliche Plan frühzeitig und er wird verhaftet. Oberleutnant Franco A. wird 2021 wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt. Am 15. Juli 2022 wird er zu 5 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Er ist damit der erste verurteilte Rechtsterrorist der Bundeswehr.

Franco A. – Soldat und Terrorist
Von Christian Lerch
Regie: Thomas Wolfertz
Mit: Daniel Berger, Markus Bachmann, Susanne Reuter
Technische Realisation: Gerd Nesgen
Produktion: WDR/ORF 2022
Länge: 53‘35

Christian Lerch, geboren 1978 am Bodensee, ist Journalist, Feature-Autor und Hörspielregisseur. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche internationale Auszeichnungen, u.a. den silbernen Award des New York Radio Festivals für „Illegale Drogen töten“ (DKultur/ORF 2016) und den Prix Europa für die beste europäische Radiodokumentation sowie den dokKa-Preis für „Papa, wir sind in Syrien“ (RBB/WDR 2016). Lerch lebt und arbeitet abwechselnd in Berlin und Wien. Zuletzt produzierte er den Podcast „six seasons: Von Bilden im Kunsthistorischen Museum Wien“ (ORF 2019).

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