Die alte Frau

Wer ist die namenlose, unheimliche Alte, die ungefragt in seine Wohnung eindringt Zu sehen: Die Hände einer alten Frau übereinander gelegt.
Wer ist die namenlose, unheimliche Alte, die ungefragt in seine Wohnung eindringt? © EyeEm / Svitlana Kuchina
Nach Daniil Charms · 20.12.2022
Gerade will sich der Schreiber nach vielen quälenden Aufschüben an den Anfang seines neuen Werks machen, als eine hässliche alte Frau hereinkommt, sich in seinen Lieblingssessel setzt - und stirbt.
„Aber die Alte mit einer Zeitung zudecken kann ich nicht, denn was kann unter einer Zeitung nicht alles geschehen?“ Den Schriftsteller ekelt es, aber dann schläft er ein. Er träumt … und als er am nächsten Morgen erwacht, liegt die Alte auf dem Boden. Der Hunger lässt kein klares Denken zu. Er flieht auf die Straße und bändelt in der Schlange vor dem Bäckerladen mit einer jungen Frau an. Doch der Gedanke an die Alte holt ihn ein. Er muss sie aus dem Zimmer schaffen. Es entfaltet sich eine immer absurder werdende Dynamik …

Die alte Frau
Nach Daniil Charms
Übersetzung aus dem Russischen: Peter Urban
Bearbeitung: Ulrich Simontowitz
Regie: Ulrich Gerhardt
Mit Michael König
Ton und Technik: Birgit Nauck und Dagmar Looke
Produktion: SFB/SDR 1991
Länge: 43'27

Daniil Charms, 1905 in St. Petersburg geboren, Verfasser absurder Gedichte und Kurzgeschichten, Meister der literarischen Groteske und des schwarzen Humors. Charms wurde 1941 wegen „Gründung einer antisowjetischen monarchistischen Organisation im Bereich der Kinderliteratur“ verhaftet und verhungerte während der Leningrader Blockade 1942 im Gefängnis. Erst 1956 wurde er in der Sowjetunion rehabilitiert.

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