Das Attentat auf Hugo Bettauer im März 1925

Chronik eines Journalistenmordes

43:47 Minuten
Hugo Bettauer im Anzug und mit Hut. Eine schwarz-weiß Fotografie.
Hugo Bettauer (1872–1925), Journalist und Bestsellerautor der seiner Zeit vorausgreifenden Dystopie "Die Stadt ohne Juden" (1922) © Wilhelm Willinger, Public domain, via Wikimedia Commons
Von Christine Marth |
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Vor hundert Jahren sorgt die Ermordung des österreichischen Journalisten und Schriftstellers Hugo Bettauer international für Schlagzeilen. Der erfolgreiche Autor war durch seine konfrontativ-sozialkritische Haltung in der Ersten Republik zum erklärten Feindbild nicht nur rechtsradikaler Kreise erklärt worden.
In seinem bekanntesten Roman "Die Stadt ohne Juden" trat der Autor bereits 1922 offen gegen die antisemitischen Strömungen in Österreich auf und erregte damit erstmals größere öffentliche Erregung. Das in einfacher Sprache gehaltene und leicht zu lesende Werk gilt heute als nahezu prophetisch, auch wenn Bettauer bei weitem nicht den gesamten Horror des NS-Terrors vorhersehen kann. Das Buch wird 1924 verfilmt, mit Hans Moser in seiner ersten Stummfilmrolle, und beschreibt den wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang Wiens, nachdem sämtliche Juden vertrieben worden waren. Anders als in der Realität gibt Bettauer der Geschichte ein Happy End.
Am 10. März 1925 feuerte der Nationalsozialist Otto Rothstock fünf Schüsse auf Bettauer, der seinen Verletzungen am 26. März erlag. Der Täter wurde im Zuge eines einseitigen Gerichtsverfahrens für unzurechnungsfähig erklärt und bereits 1927 wieder aus der Psychiatrie entlassen. Hugo Bettauer wurde auch nach seinem Tod noch von den Nationalsozialisten als Prototyp des "jüdischen Sittenverderbers" diffamiert.
Anhand von Originaltexten - Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Romanausschnitten und Gerichtsakten - wird nachgezeichnet, wie aus Kritik zunächst Hetze, dann Hass und schließlich Gewalt werden konnte und Hugo Bettauer Opfer eines antisemitisch motivierten Mordes in der Zwischenkriegszeit wurde.

Chronik eines Journalistenmordes
Das Attentat auf Hugo Bettauer im März 1925
Von Christine Marth

Mit den Stimmen von: Karl Markovics, Eva Mayer, Christopher Wurmdobler, Alexander Tschernek, Felix Rank, Jürgen Pettinger, Andreas Maurer, Roman Aichinger, Nina Strehlein, Stefan Suske, Martin Unterlechner, Stefan Pauser und Till Firit.
Archiv: Erik Stanek.
Musik und Sounddesign: Martin Unterlechner.
Studiotechnik: Anna Kuncio.
Redaktion: Claudia Gschweitl und Jürgen Pettinger
ORF 2025

Christine Marth (geb. 1975 in Salzburg) studierte Germanistik und Geschichte, arbeitete als feste und freie Lektorin sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Jüdischen Museum Berlin und schreibt heute für TV und Radio. Sie lebt in Berlin und Wien.

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