Kann Literatur Krisen prophezeien?

Cassandra

Figur eines bewaffneten Soldaten auf der Karte von Berg-Karabach.
Gesellschaftliche Spannungen erkennen, bevor sie in Gewalt umschlagen - das will das "Projekt Cassandra" © IMAGO/YAY Images
Von Markus Metz und Georg Seeßlen  · 11.02.2023
Mit Hilfe von Literatur gesellschaftliche Krisen erkennen und abwenden – dies ist das visionäre Ziel des „Projekts Cassandra“.
Von 2017 an konzentriert sich ein kleines Team um den Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer, der das Projekt ins Leben rief, drei Jahre lang auf den Westbalkan, den Maghreb-Raum sowie Nigeria. Anhand einer selektiven Lektüre bildet es „Emotion Maps“, die veranschaulichen, wie in gewissen Regionen gewalttätige Sprache auf latente Spannungen und Gewaltpotentiale hinweist. Man muss nur genau auf die Texte und ihre (Mehrfach-) Bedeutungen achten, betont Wertheimer.

Das Feature verbindet das Cassandra-Projekt der Literaturwissenschaft als Mittel der deduktiven Weissagung mit dem antiken Mythos. Gibt es eine Möglichkeit, kommendes Unheil zu erkennen und zugleich den Fluch der armen Cassandra, dass ihr niemand Glauben schenkt, zu durchbrechen? Dass Cassandra recht hat, wird immer erst erkannt, wenn es zu spät ist.

Cassandra
Kann Literatur Krisen prophezeien?
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Mit: Nagmeh Alaei, Lou Zöllkau, Friederike Wagner,
David Vormweg und Axel Gottschick
Ton und Technik: Oliver Dannert, Hendrik Manook und Gunther Rose
Regie: Eva Solloch
Redaktion: Thilo Guschas
Produktion: Deutschlandfunk 2023

Eine Wiederholung vom 20.01.2023 - das Audio können Sie hier hören.

Markus Metz, geboren 1958, studierte Publizistik, Politik und Theaterwissenschaft. Er lebt als Hörfunkjournalist und Autor in München. Zuletzt erschien von ihm „Wir Kleinbürger 4.0. Die neue Koalition und ihre Gesellschaft“ (Edition Tiamat, Berlin) und „Apokalypse & Karneval. Neoliberalismus: Next Level“ (Bertz & Fischer, Berlin), beide gemeinsam mit Georg Seeßlen.

Georg Seeßlen, geboren 1948, studierte in München Malerei, Kunstgeschichte und Semiologie. Er war Dozent an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und schreibt als freier Autor unter anderem für Die Zeit, Frankfurter Rundschau, taz und epd-Film. Außerdem hat er rund 20 Filmbücher verfasst und Dokumentarfilme fürs Fernsehen gedreht.    

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