Bilanz

Das bayerische Ehepaar Anna und Karl Fritz haben keinen Zweifel an ihrer "gottgegebenen sozialen Stellung". Zu sehen: Ein älteres Ehepaar auf einer Bank.
Das bayerische Ehepaar Anna und Karl Fritz haben keinen Zweifel an ihrer "gottgegebenen sozialen Stellung". © imago images/Shotshop
Von Franz Xaver Kroetz · 02.08.2022
Ein Rentnerpaar sinniert über das Leben und den Tod, über eheliche Treue, Schlaflosigkeit und trügerische Erinnerungen, vor allem aber über die vielen Versäumnisse. - Ein Kammerspiel mit Paraderollen für zwei gestandene Bühnenschauspieler.
Das bayerische Ehepaar Anna und Karl Fritz Heubl sitzt beisammen und lässt den Gedanken freien Lauf: über das Leben im Allgemeinen, das Leben nach dem Tod … Und immer wieder kommen sie darauf zurück, wie sehr die Jahrzehnte ihres gemeinsamen Daseins geprägt waren von Entbehrung und Verzicht. Nie haben Anna, das frühere Dienstmädchen, und Fritz, der 40 Jahre lang als Elektriker arbeitete, sich etwas gegönnt, nicht einmal einen Opernbesuch. Und so fehlen ihnen auch gemeinsame Erinnerungen an besondere Ereignisse oder gar Einzigartiges. Während Anna meint, sie dürften sich nicht beklagen, findet der Grantler Fritz bei allem „ein Haar in der Suppen“. Einen Zweifel an ihrer gottgegebenen sozialen Stellung haben die beiden nicht. Man müsse sich eben abfinden. Oder doch nicht?

Bilanz
Von Franz Xaver Kroetz
Regie: Fritz Schröder-Jahn
Mit Hans Stadtmüller und Therese Giese
Produktion: NDR/WDR 1972
Länge: 41’48

Franz Xaver Kroetz, geboren 1946 in München, Schriftsteller und Regisseur, war in den 1970er-Jahren einer der meistgespielten deutschen Theaterautoren. Er verfasste zahlreiche Dramen, darunter „Wildwechsel“ (1971), „Heimarbeit“ (1971), „Reise ins Glück“ (1976) „Furcht und Hoffnung der BRD“ (1984). Als Schauspieler wirkte er u.a. als Klatschreporter Baby Schimmerlos in der TV-Serie „Kir Royal“ (1986) sowie in mehreren „Tatort“-Folgen mit.

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