Ausweitung der Kunstzone - Vom Glück, Werke zu besitzen, die auch andere haben
Von Thorsten Jantschek
Regie: Matthias Kapohl
Deutschlandfunk 2025
Wiederholung am 11.11.2025, 22.05 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
Vom Glück, Editionen zu besitzen
Alles Editionen! - Präsentation bei der Releaseparty der Handsiebdruckerei © Thorsten Jantschek
Ausweitung der Kunstzone
54:43 Minuten

Kunsteditionen sind mehr als bloße Vervielfältigungen. Als kulturelle Artefakte verkörpern sie ein demokratisches Versprechen: Kunst ist für alle da, nicht nur für eine Schicht betuchter Sammlerinnen und Sammler.
Was einst als Reproduktionskunst begann, hat sich längst zu einer eigenen Kunstform entwickelt. Während Original und Unikat als die oft unerschwinglichen Heiligtümer des Kunstbesitzes galten, hat sich jenseits des musealen Einzelstücks ein ganz eigene demokratische Erfolgsgeschichte entwickelt. In Serien, Auflagen und Multiples wandern Werke in viele Hände - und bleiben dennoch Originale.
Zu dieser Demokratisierung gehören Kunst- und Grafikvereine. Einer der ältesten, durchgängig aktiven Vereine ist in Deutschland die „Griffelkunst Vereinigung“, die in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen feiert. Von Anbeginn verfolgte sie volkspädagogische Ziele, erschloss große Kunst für Menschen mit kleinerem Einkommen. Seit 1925 bringt die Griffelkunst demokratische Druckgrafik ins Wohnzimmer - und damit den Gedanken, dass ästhetischer Genuss kein Luxus sein muss.
Über die Jahre wuchs ein Netzwerk gleichgesinnter Institutionen: René Blocks Edition Block als Schnittstelle von Fluxus, Konzept und Multiples, die Berliner Handsiebdruckerei, wo Pop und Punk Farbe auf Papier treffen, oder - der letzte Schrei des Editionsmarktes - das Start-Up „Works on Skin“, das Kunst als limitierte Tattoo-Editionen vertreibt.
All das zeigt aber nicht nur das Interesse von vor allem jungen Sammlerinnen und Sammlern. Auch für viele Künstlerinnen und Künstler - wie zum Beispiel David Schnell oder Käthe Kruse - erweist sich das Arbeiten an Serien als künstlerische Herausforderung. Was bedeutet es aber für Sammlerinnen und Sammler, ein Werk zu besitzen, das auch in anderen Wohnzimmern hängt? Ist das Teilen ein Verlust an Exklusivität - oder ein Gewinn an Gemeinschaft?
Über die Jahre wuchs ein Netzwerk gleichgesinnter Institutionen: René Blocks Edition Block als Schnittstelle von Fluxus, Konzept und Multiples, die Berliner Handsiebdruckerei, wo Pop und Punk Farbe auf Papier treffen, oder - der letzte Schrei des Editionsmarktes - das Start-Up „Works on Skin“, das Kunst als limitierte Tattoo-Editionen vertreibt.
All das zeigt aber nicht nur das Interesse von vor allem jungen Sammlerinnen und Sammlern. Auch für viele Künstlerinnen und Künstler - wie zum Beispiel David Schnell oder Käthe Kruse - erweist sich das Arbeiten an Serien als künstlerische Herausforderung. Was bedeutet es aber für Sammlerinnen und Sammler, ein Werk zu besitzen, das auch in anderen Wohnzimmern hängt? Ist das Teilen ein Verlust an Exklusivität - oder ein Gewinn an Gemeinschaft?

Lukas Trobergs Edition „Drips“ bei der Releaseparty von Works on Skin© Thorsten Jantschek
Thorsten Jantschek, Jahrgang 1966, studierte Philosophie in Hamburg, Konstanz und Frankfurt, wurde Kunst-, Theater- und Sachbuchkritiker, dann Kulturredakteur beim NDR, Radio Bremen und Dlf Kultur. Im Dlf ist er verantwortlich für „Essay und Diskurs“ und treibt sich in der Kunstszene herum.












