Imperiale Träume auf der Berliner Museumsinsel

Auf Sumpf gebaut

54:06 Minuten
Zeusaltar im Pergamonmuseum in Berlin-Mitte.
Die Restaurierung der Berliner Museumsinsel bestätigt ein überkommenes imperiales Narrativ. © imago / Günter Schneider
Von Mirjam Brusius und Lorenz Rollhäuser · 17.02.2024
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Nofretete, Pergamonaltar und Ischtar-Tor: Die Berliner Museumsinsel ist ein Besuchermagnet, der jährlich Millionen Touristen anzieht. Mit der Sanierung der Museen werden auch imperiale Welten rekonstruiert, statt sich der heutigen Gesellschaft zu öffnen.
Wie das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloss soll auch der Rest der Museumsinsel wieder so aussehen wie früher: hübsch und heil wie vor dem zerstörerischen 20. Jahrhundert – komplettiert durch das Humboldt Forum mit den sogenannten Weltkulturen. Als ob wir uns das imperiale Zeitalter zurückwünschten, dem diese Museen ihre größten Schätze zu verdanken haben: den Pergamon-Altar, die Nofretete, das Ischtar-Tor.
Objekte, die vielfach unter fragwürdigen oder ungeklärten Umständen aus dem Osmanischen Reich geholt wurden. Sie sollten dabei helfen, architektonisch und institutionell eine deutungsmächtige Erzählung festzuschreiben, die in Mesopotamien beginnt und im Herzen Europas endet: das Narrativ der Aufwärtsentwicklung der Menschheit, ausgehend von der „Wiege der Zivilisation“ über die klassische Antike im Alten Museum, dem Übergang zum Christentum im Bode-Museum bis hin zur deutschen Malerei in der Alten Nationalgalerie.
Durch die Aufrechterhaltung von Kategorien wie Zivilisation (wir) und Weltkultur (die anderen) wird ein eurozentristisches Weltverständnis fortgeschrieben, das Preußens Wurzeln in einer „weißen“ Antike feiert. Für den Tourismus mag das erst mal gut sein, für ein zeitgemäßes Verständnis davon, was ein Museum in einer kulturell diversen Gesellschaft sein kann, ist die Fortschreibung dieses Narratives fatal.

Auf Sumpf gebaut
Imperiale Träume auf der Berliner Museumsinsel
Von Mirjam Brusius und Lorenz Rollhäuser
Regie und Ton: Lorenz Rollhäuser
Mit: Lorenz Rollhäuser , Britta Steffenhagen und Hansa Czypionka
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/SWR 2022
Länge: 54'00

Eine Wiederholung vom 28.06.2022

Lorenz Rollhäuser, 1953 in Marburg geboren, lebt in Berlin. Er ist seit 1990 Autor und Produzent zahlreicher Features und Hörspiele, darunter „Mutters Schatten“ (NDR 2008, Prix Europa) und „Kreuzberg von oben“ (DKultur/NDR/WDR 2014, Dokka-Preis). Zuletzt: „Dekolonisiert euch!“ (Deutschlandfunk Kultur 2020).

Dr. Mirjam Brusius ist Globalhistorikerin am Deutschen Historischen Institut London, wo sie zur Museums- und Sammlungsgeschichte in kolonialen Kontexten forscht. 2022 wurde ihr der Dan-David-Preis verliehen, der derzeit größte Geschichtspreis der Welt. Ihre Beiträge zu Debatten um Museen, Restitution und Erinnerungskultur erscheinen regelmäßig in nationalen und internationalen Medien.

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