Klangkunst: Kolonialsoldaten im Ersten Weltkrieg

Auf der Spur von Sadok B

52:52 Minuten
Die Klangkünstlerin Marie Guérin steht vor einer Wand im Halbmondlager in Wünsdorf und nimmt mit einem Mikrofon auf.
Die Klangkünstlerin Marie Guérin bei einer Aufnahme im Halbmondlager in Wünsdorf. © Anne Kropotkine
Von Marie Guérin in Zusammenarbeit mit Anne Kropotkine · 09.06.2023
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Ein tunesischer Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg singt für einen deutschen Ethnologen in ein Aufnahmegerät. Gut 100 Jahre später rekonstruiert die Klangkünstlerin Marie Guérin seine Geschichte.
Die Reise beginnt mit einer Schellackplatte. Darauf zu hören ist der Gesang des tunesischen Soldaten Sadok B., der als Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs in die Hände der Deutschen gefallen war. Die Aufnahme entstand 1916 zu kolonialen Forschungszwecken im Gefangenenlager Wünsdorf in Brandenburg. Die Klangkünstlerin Marie Guérin fährt die Stationen im Leben des Sadok B. ab. In ihrer Radiokomposition erzählt sie Geschichten von Exil und Migration, von Lücken im kollektiven Gedächtnis. Sie verbindet die Gegenwart mit der Zeit des Ersten Weltkriegs, Wünsdorf mit Frankreich und Tunesien.
Dank an die Französische Botschaft in Berlin, das Institut français, an das Musiklabel Centenaire, die Humboldt-Universität zu Berlin und ihr Lautarchiv, an Césaré – Centre de création musicale in Reims, an das Haus der Kulturen der Welt Berlin.
Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg stehen Schlange für ihre Essensrationen.
Kriegsgefangene im Gefangenenlager in Wünsdorf, Zossen, im Ersten Weltkrieg.© Circa Images / glasshouseimages / imago images

Auf der Spur von Sadok B
Von Marie Guérin in Zusammenarbeit mit Anne Kropotkine
Komposition, Realisation, Fieldrecordings und Tonaufnahme: Marie Guérin
Recherche: Marie Guérin und Anne Kropotkine
Mit: Jana Klein sowie Sadok Ben Rachid und Anthony Ali (O-Töne)
Produktion: Autorinnenproduktion 2019
Länge: 41'36

Marie Guérin, geboren 1980 in Quimper (Frankreich) ist Klangkünstlerin. Für ihre Radioarbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen darunter den INA-GRM-Preis der Konzertreihe „Banc d’Essai“ (2013) und den Prix Sacem Musique Concrète 2015. Ihr Hörstück „Même morts nous chantons“ (Deutschlandfunk Kultur/France Culture/Elektroakustisches Studio der Akademie der Künste Berlin 2017) wurde mit dem Prix Phonurgia Nova 2018 ausgezeichnet.

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