Hörspiel des Monats April 2025

Nichts ist, sagt der Weise

115:10 Minuten
Die Dichterin Mascha Kaléko im Jahr 1934.
Die Dichterin Mascha Kaléko im Jahr 1934. © Deutsches Literaturarchiv Marbach
Von Ulrike Haage |
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1956 kehrt Mascha Kaléko zum ersten Mal seit ihrer Emigration in die USA zurück nach Deutschland: Die Akademie der Künste in West-Berlin will ihr den Fontane-Preis verleihen, doch als die Dichterin erfährt, dass der ehemalige SS-Führer Holthusen in der Jury saß, lehnt sie ab. Hörspiel mit Gedichten und Texten aus dem Nachlass Mascha Kalékos.
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
„Die Dichterin Mascha Kaleko kehrt für eine Vortragsreise 1956 nach Deutschland zurück. Sie erinnert sich an die guten Jahre in Berlin, die sie berühmt machten. Sie würde gern daran anknüpfen und kann es doch nicht. Denn der ihr zugedachte Fontane-Preis soll ihr von einem ehemaligen SS-Standartenführer übergeben werden …
Wir reisen mit Mascha Kaleko durch innere und äußere Welten - ihre Gedanken, ihre Familie, ihre Beziehungen, die Länder, in denen sie zu Hause war - ausgewählt und komponiert in Briefen, Notizen, Gedichten und Texten. Wir erfahren ihre Rastlosigkeit, Ruhelosigkeit. Heimat gibt es nur im Singular. Aber welche ist ihre Heimat? Heimatlosigkeit als innerer Zustand.
Das Hörspiel vermag es, mehr ein Gefühl, einen Eindruck des Menschen Mascha Kaleko zu erzeugen. Es geht weniger um Fakten, das ist interessant. In ihren eindringlichsten Sequenzen stellt die Geschichte einen Bezug zum heutigen Antisemitismus her. Wir finden es wichtig, sich diesem Thema zu stellen. Und umso verdienstvoller, dass dies nicht mit erhobenem Zeigefinger passiert, sondern auf eine freche, nahezu unverschämte Mascha-Kaleko-hafte Art und Weise. Der Musik kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Wie eine zweite Erzählebene erzeugt sie eine melancholische Grundstimmung, stellt eine besondere Nähe zur Dichterin her, kontrastiert deren manchmal ironisch freche Texte und unterstreicht die nachdenklichen, traurigen Momente. Inspirierend, engagiert und einfühlsam.“
Gespräch mit Ulrike Haage zum Hörspiel des Monats:
Das Hörspiel als menschlicher Freiraum

Hörspiel des Monats
Nichts ist, sagt der Weise
Ein Hörspiel mit Texten von Mascha Kaléko
Von Ulrike Haage
Mit Winnie Böwe, Toni Jessen, Judith Rosmair und Bernhard Schütz
Gesang: Winnie Brückner
Celesta, Harmonium und Klavier: Ulrike Haage
Ton: Peter Avar und Katrin Witt
Bearbeitung, Komposition und Regie: Ulrike Haage
Produktion: rbb 2024

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