Die Chinesen waren da
Wie in Dortmund eine Kokerei verschwand
Von Tita Gaehme
Regie: Thomas Wolfertz
Es sprachen: Claudia Matschulla und Simone Pfennig
Ton und Technik: Ingeborg Kiepert und Jutta Stein
Redaktion: Hermann Theißen, Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk 2005
Eine Wiederholung vom 18.01.2005.
Wie in Dortmund eine Kokerei verschwand
Die Kokerei Kaiserstuhl wurde von chinesischen Arbeitern zerlegt und in China wiederaufgebaut. © picture alliance / Bernd Thissen
Die Chinesen waren da
45:48 Minuten
![Chinesische Fachkräfte sind am 15.03.2002 mit der Demontage der Dortmunder Westfalenhütte beschäftigt. Bis März 2004 soll erstmals ein komplettes Hüttenwerk mit einem Gesamtgewicht von 250 000 Tonnen von Dortmund nach China umgesetzt werden. Schiffsladung für Schiffsladung soll die Anlage von Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremen nach Zhangjiangang, dem Firmensitz der Jiangsu Shagang Group verlegt werden. Das "gebrauchte" Hüttenwerk kostet seine neuen Besitzer einen dreistelligen Millionenbetrag, sowie Transportkosten in vergleichbarer Höhe. Der Neuwert wird mit 2 Milliarden Euro angegeben. Chinesische Fachkräfte sind am 15.03.2002 mit der Demontage der Dortmunder Westfalenhütte beschäftigt. Bis März 2004 soll erstmals ein komplettes Hüttenwerk mit einem Gesamtgewicht von 250 000 Tonnen von Dortmund nach China umgesetzt werden. Schiffsladung für Schiffsladung soll die Anlage von Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremen nach Zhangjiangang, dem Firmensitz der Jiangsu Shagang Group verlegt werden. Das "gebrauchte" Hüttenwerk kostet seine neuen Besitzer einen dreistelligen Millionenbetrag, sowie Transportkosten in vergleichbarer Höhe. Der Neuwert wird mit 2 Milliarden Euro angegeben.](https://bilder.deutschlandfunk.de/54/62/70/57/54627057-0851-4b5c-977d-19ecda82dec4/foto-die-chinesen-waren-da-100-1280x720.jpg)
Von Tita Gaehme · 01.05.2023
300 Chinesen kamen 2004 auf die Dortmunder Westfalenhütte. Sie schliefen auf dem Gelände, kochten, aßen. Und zerlegten an sechs Tagen in der Woche die Kokerei „Kaiserstuhl“ – damals die modernste in Europa.
Alle Teile wurden nummeriert, registriert, verpackt und verschifft. 50.000 Tonnen Stahlteile und Kabel, die in der chinesischen Industriestadt Jining wieder zusammengebaut wurden.
Bereits 48 andere, in Deutschland als ineffizient geltende Industrieanlagen hatte der chinesische Ingenieur und Professor Wei Luan damals an sein Heimatland vermakelt. Dort sollten sie zum chinesischen Wirtschaftswunder beitragen.
Wo 2004 noch die modernste Kokerei Europas stand, befindet sich heute ein Logistikzentrum.
Tita Gaehme, geboren 1949, leitete 20 Jahre den Prometh Verlag Köln, war Künstlerische Direktorin, Dramaturgin und Regisseurin an den Theatern in Köln, Bonn, Wuppertal und Berlin. Autorin und Herausgeberin mehrerer Bücher, Kultur-Journalistin und Autorin für mehrere Zeitschriften und Rundfunkanstalten.