Langzeitporträts der Jahrhundertwendegeneration

Alle Menschen müssen sterben, vielleicht auch ich (3/4)

53:52 Minuten
Zu sehen: Ein älteres Ehepaar (Josef und Frieda) aus den 1970er Jahren.
Die „BOLSA“-Studie befragte 1965–1984 alte Menschen. Unsere Reihe formt daraus vier Porträts einer Generation. © picture alliance / United Archives
Von Sonya Schönberger und Norbert Lang · 16.01.2023
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Bonner Längsschnittstudie des Alterns – hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich eine wissen-schaftliche Langzeitbeobachtung über alternde Menschen in der BRD. Im dritten Teil stellen wir Frau Urban vor, die als Jüdin den Nationalsozialismus in Deutschland erlebte.
Frau Urban wird 1890 in Warschau geboren und sieht als Kind den Zaren und seine Familie an sich vorbeireiten. 1920 heiratet sie und zieht nach Heidelberg, ihr Mann verlässt sie jedoch während der Nazizeit aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Sie überlebt das Konzentrationslager Theresienstadt, kommt zurück nach Heidelberg, wo ihr Ex-Mann nun mit seiner neuen Frau in ihrem alten Haus wohnt. Sie schafft es, ihn hinauswerfen zu lassen, und lebt dort seitdem mit ihrem Sohn und dessen Familie in Harmonie. Seit ihrer traumatischen Zeit im KZ kann sie keine Nacht mehr durchschlafen.
Im Anschluss folgt ein Gespräch mit der Sozialwissenschaftlerin und Psychologin Insa Fooken. Zwischen 1977 und 1980 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bonner Längsschnittstudie des Alterns. Während ihrer wissenschaftlichen Laufbahn blieb das Thema Altern ein Schwerpunkt ihrer Forschung. Mit dem heutigen zeitlichen Abstand gibt sie Einschätzungen darüber, was die BOLSA-Studie wollte und was sie erbracht hat.

Alle Menschen müssen sterben, vielleicht auch ich (3/4)
Die Jahrhundertwendegeneration in vier Langzeitporträts
Teil 3: Frau Urban, geboren 1890 in Warschau (Warszawa)
Von Sonya Schönberger und Norbert Lang
Regie: die Autor:innen
Mit: Imogen Kogge, Katharina Leonore Goebel, Asad Schwarz-Msesilamba
Wissenschaftliche Beratung: Christina von Hodenberg
Ton: Norbert Lang
Produktion: Dlf Kultur 2022
Länge: 53‘56
Eine Wiederholung vom 06.09.2022

Teil 4 am 30. Januar, um 22:03 Uhr, Deutschlandfunk Kultur, Feature

Sonya Schönberger lebt als Bildende Künstlerin in Berlin. Sie arbeitet mit den unterschiedlichsten Archiven, die sie entweder erstellt oder findet. Mit deren Hilfe untersucht sie die Auswirkungen nationaler Traumata auf die nachfolgenden Generationen. Schönberger bedient sich bewusst und je nach Projekt unterschiedlicher Medien wie Fotografie, Theater, Film, Installation oder Audioformaten.

Norbert Lang ist Radiomacher und Soundkünstler. Er studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis mit den Schwerpunkten Musik und Medien an der Universität Hildesheim, macht Features, Radioessays, Audiowalks, ist als Moderator tätig und komponiert Musik für Hörspiel, Tanz und Theater. Für Deutschlandfunk Kultur 2018 mit Sonya Schönberger das Feature: „André Müller – aus dem Kassettenarchiv eines radikalen Interviewers“. Letztes Hörspiel: „How dare you, Echo einer Rede“ (BR 2020).

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