Ein Leben an der Grenze der Gesellschaft

Der Grenzläufer

54:22 Minuten
Luftaufnahme einer menschlichen Gestalt auf dem Asphalt liegend. Es wirkt auf den ersten Blick als würde die Person aufrecht laufen, statt flach auf dem Boden zu liegen. Unter den Füßen eine gelbe, horizontale Linie.
Das Leben des "Grenzläufers", es hat sich stabilisiert. Doch ganz ohne Kokain und Heroin will er nicht. © Eyeem / Andres Anaya
Von Jörn Klare · 07.03.2023
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Er blickt auf sein Leben mit, für und gegen Drogen, Jahre voller Höhenflüge und Tragödien, absoluter Verlorenheit und brutaler Gewalt. Mittlerweile scheint er sich stabilisiert zu haben. Ein Feature über ein Leben an der Grenze der Gesellschaft.
Kokain nennt er den „kleinen Teufel“, Heroin eine „gelegentliche Affäre“. Das eine kam mit elf, das andere mit dreizehn Jahren in sein Leben. Es folgten knapp drei Jahrzehnte, in denen er wegen Diebstählen, Einbrüchen, Raubüberfällen, Drogenhandel oder schweren Körperverletzungen sehr viel Zeit im Gefängnis, der Psychiatrie oder Therapieeinrichtungen verbracht hat. Nach wie vor muss er fürchten, dass einige aus der Szene noch eine Rechnung mit ihm offen haben, gleichzeitig könnte eine nächste Verurteilung aufgrund der bereits angedrohten Sicherungsverwahrung seine letzte sein. Und obwohl er mit Hilfe eines neuen sozialen Umfelds und vom Arzt verschriebener Medikamente sein Leben zurzeit im Griff hat, kann und will er auf den „kleinen Teufel“ und die „Affäre“ nicht ganz verzichten. Er sieht sich als „Grenzläufer“, einer, der nie ganz sicher sagen kann, was der Tag noch bringen wird.

Ursendung
Der Grenzläufer
Von Jörn Klare
Regie: Friederike Wigger
Mit: Tilo Werner
Ton: Martin Eichberg
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2023
Länge: 54'30

Jörn Klare, 1965 in Hohenlimburg geboren, zwischen Sauerland und Ruhrgebiet aufgewachsen, lebt als Autor in Berlin. Er schreibt Sachbücher, Theaterstücke und Radio-Features, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Für sein Buch „Nach Hause gehen. Eine Heimatsuche“ erhielt er 2017 den Evangelischen Buchpreis. Zum selben Thema produzierte er für Deutschlandradio Kultur das Stück „Nach Hause gehen“ (2016). Zuletzt „Die anderen Versionen der Welt“ (Deutschlandfunk Kultur 2022).

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