Festhalten, was nicht da ist

Wolfgang – Ein Leben auf 20.000 Kassetten

Die Lebensgeschichte von Wolfgang Seelbinder - festgehalten auf 20.000 Kassetten. Zu sehen: Viele Musikkassetten ohne Hülle liegen übereinander und durcheinander.
Die Lebensgeschichte von Wolfgang Seelbinder - festgehalten auf 20.000 Kassetten. © imago / JOKER / HelmutxMetzmacher
Von Christian Collet · 01.11.2022
Der Hörfunkarchivar Christian Collet stieß nach dem Tod des Berliner Bankangestellten Wolfgang Seelbinder auf dessen Lebensgeschichte – festgehalten auf 20.000 Kassetten. Was sollte auf diesen Mitschnitten festgehalten werden – und warum?
Nach dem Tod eines Berliner Bankangestellten finden sich in dessen Wohnung fast 20.000 Audiokassetten. Telefonate, persönliche Gespräche, Urlaubsreisen. Es scheint, als habe Wolfgang Seelbinder sein ganzes Leben mitgeschnitten. Auch während Theatervorstellungen und auf Konzerten liefen Mikrofon und Recorder heimlich mit. Unzählige Jazzsendungen und Fernsehübertragungen wurden von ihm aufgezeichnet. Warum aber hat der 1938 geborene Wolfgang mit so großem Aufwand versucht, seine Erlebnisse akustisch wiedererlebbar zu machen? Hat es etwas mit seiner norwegischen Tochter zu tun?

Wolfgang – Ein Leben auf 20.000 Kassetten  
Von Christian Collet
Regie: Nicolai von Koslowski
Mit: Christian Collet, Nina Weniger und Wolfgang Seelbinder
Ton: Oliver Martin        
Produktion: WDR 2022
Länge: 51'59

Christian Collet, geboren 1972 in Hessen, studierte Geschichte und Germanistik. Nach seiner Ausbildung zum Wissenschaflichen Dokumentar im Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) wurde er 2006 Dokumentar im RBB, mittlerweile zuständig für die Digitalisierung und Erfassung des Hörfunkaltbestandes. Seit einigen Jahren künstlerische Auseinandersetzung mit Tonträgern, die nach der Digitalisierung entsorgt werden (www.kassationskunst.de). Das Stück „Wolfgang – ein Leben auf 20.000 Kassetten“ ist sein erstes Radiofeature.

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