Hörspiel: Ewiges Leben – Segen oder Fluch?

Medea, ein Monolog

Der Weg, den Medea zurücklegt, bewirkt am Ende für sie eine Wandlung.
Der Weg, den Medea zurücklegt, bewirkt am Ende für sie eine Wandlung. © EyeEm / Till Schmitz
Von Dagmar Nick · 03.07.2022
Medea zeigt sich in Dagmar Nicks Hörspiel-Monolog ganz anders als sie bislang in der Literatur dargestellt wurde. Sie wehrt sich gegen die diffamierenden Geschichten, die „man“ über sie erfunden hat.
Traditionell steht sie für emotionales Übermaß: Als Verliebte verschuldet sie den Tod ihres Bruders, als Betrogene tötet sie ihre Nebenbuhlerin und ihre eigenen Kinder. Danach scheint Medeas Unsterblichkeit die Schmerzen an ihrer Existenz nur sinnlos zu verlängern – ganz ähnlich wie bei zwei anderen Unsterblichen der griechischen Mythologie, Prometheus und Chiron. Der eine wird täglich gefoltert, der andere ist schwerstverletzt.
Die Autorin schreibt zu ihrem Werk: „Was mich an diesem Stoff gereizt hat, ist die Frage nach dem Sinn eines ewigen Lebens, das unter Umständen ein ewiges Leiden sein kann, demonstriert an den beiden mythologischen Gestalten Prometheus und Chiron. Als deren Bindeglied lasse ich Medea fungieren. Der Weg, den Medea zurücklegt, bewirkt am Ende für sie eine Wandlung: aus der verletzten, verjagten, durch Schicksalsschläge hart gewordenen Frau wird beim Anblick des leidenden Chiron ein anderer Mensch mit anderen Fragen.“

Medea, ein Monolog
Von Dagmar Nick
Regie: Günter Bommert
Mit: Joana Maria Gorvin
Ton und Technik: Dietram Köster und Christoph Romanowski
Produktion: RB 1989
Länge: 84'33

Dagmar Nick, geboren 1926 in Breslau, ist Schriftstellerin und Dichterin. Sie musste 1945 mit ihrer Familie nach Bayern fliehen und lebt bis heute in München. Nick gehört zu den wichtigsten neueren deutschen Lyrikerinnen. Werke u.a. „Götterinseln der Ägäis“ (1981), „Die Flucht. Drei Hörspiele“ (2006), „Eingefangene Schatten. Mein jüdisches Familienbuch“ (2015).

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