Klangkunst als Reaktion auf Katastrophen

Beim Ertrinken zu singen

53:31 Minuten
Ein Mann watet durch das Wasser auf einer Straße in Prüm/Eifel am 15.07.2021.
Ein Mann watet durch das Wasser auf einer Straße in Prüm/Eifel am 15.07.2021. © imago images/Eibner
Realisation: Sandeep Bhagwati · 15.10.2021
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Covid-19, die Folgen des Klimawandels, die humanitäre Notlage im Mittelmeer: Katastrophen konfrontieren uns mit unserer Verletzlichkeit. Der Komponist Sandeep Bhagwati reagiert darauf mit einem brüchigen Work in Progress aus Klängen und Texten.
Als im März 2011 ein Tsunami Japans Ostküste verwüstete, schrieb Sandeep Bhagwati eine offene Partitur mit siebzehn Kurzkompositionen – noch bevor das vollständige Ausmaß der Katastrophe von Fukushima sichtbar wurde.
Die Stücke wurden seither von Musikerinnen interpretiert und von Dichtern weitergedacht. Das Hörstück – Bhagwatis Reaktion auf eine Welt, die ins Wanken geraten ist – spiegelt seinen eigenen Entstehungsprozess: Es bildet unterschiedliche Probestadien ab, erzählt von Vorläufigkeit, gescheiterten Versuchen, kontinuierlichem Wandel und Werden.

Schwerpunkt: Naturschock
Ursendung
Beim Ertrinken zu singen
Ein Kanzone von Sandeep Bhagwati

Texte: Sandeep Bhagwati, Yoko Tawada, Konstantinos Kavafis, Rumi, Herman Melville
weitere Texte frei nach Giriraj Kiradoo, nach dem Tiruvaymoli des Nammalvar und nach Kalidasa
Stimme: Eva Glasmacher, Sandeep Bhagwati, Yoko Tawada, Deniza Popova, Zoé Lambrinakos und Marina Frenk

Musik: Naoko Kikuchi (Koto), Vincent Royer (Viola), Martin Losert (Saxophone), Felix Del Tredici, Kalun Leung (Posaunen), Ensemble Extrakte Berlin, Neue Vocalsolisten Stuttgart

Ton und Technik: Alexander Brennecke, Christian Bader, Gunda Herke und Hermann Leppich
Komposition: Sandeep Bhagwati
Produktion: Deutschlandfunk Kultur in Zusammenarbeit mit matralab Montréal 2021
Länge: 53‘26

Sandeep Bhagwati, geboren 1963 in Bombay, ist Komponist und Musikwissenschaftler, zudem Initiator und Kurator mehrerer Musikfestivals, darunter das Münchner Festival "A•DEvantgarde", das er von 1991 bis 1995 leitete. 2006 gründete er das "matralab", ein Labor für interdisziplinäre Kunstpraktiken an der Concordia Universität in Montréal. Er ist Mitherausgeber des neugegründeten Magazins "TURBA – Journal for Global Practices in Live Arts Curation".
Das Stück basiert auf Bhagwatis Werkzyklen "Atish-e-Zaban" (2006), "Miyagi Haikus" (2011), "Treatises" (2017) und "Virelais for Virus Days" (2020).