Hörspiel über die Verfolgung der Sinti im NS

Keine Namen, niemand

83:05 Minuten
Eine Familie in den 1930er Jahren
Was ist in der NS-Zeit mit Sinti- und Roma-Familien passiert? Und wie kann man sich heute daran erinnern? © privat
Von Annette Kufner · 10.03.2024
Audio herunterladen
• Doku-Hörspiel • Im Nordviertel wohnen seit 200 Jahren Sinti, längst kaum mehr von den anderen Ortsbewohnern zu unterscheiden. Während des Nationalsozialismus wurde die Hälfte ihrer Gemeinschaft nach Auschwitz deportiert.
Auch Theo lebte damals im Nordviertel. Seine Nichte Gerda will wissen, was er ab 1932 in der kleinen Gemeinde erlebt hat, als ein NSDAP-Mitglied Bürgermeister wurde und die Menschen im Nordviertel zunehmend unter Druck gerieten. „Onkel Theo, ihr hattet aber mitbekommen, dass die Juden wegkamen. … Seid ihr denn da nicht auf die Idee gekommen, dass das, was den Juden passiert, dass Euch das auch passieren könnte?“ „Dass uns das passiert?! Nein!“
Die Verfolgung begann mit Körper-Vermessungen und Adressenlisten, es folgten nächtliche Ausgangssperren, Schulausschluss und andere starke Repressalien. Im NS sind Sinti „Bürger zweiter Klasse“, die Schikanen nehmen zu. Vom „Erbgesundheitsgericht“ wird bei vielen Kindern „angeborener Schwachsinn“ diagnostiziert und die Sterilisierung empfohlen. 1943 verschwinden ganze Familien aus dem Nordviertel in einem Zug, der sie nach Auschwitz-Birkenau bringt. Von 139 Menschen kehren 11 zurück.
Später will keiner der Verantwortlichen im Ort damit zu tun gehabt haben. Aber auch die Nachfahren der Deportierten und Ermordeten scheuen die Erinnerung an das, was ihnen, ihren Familien und Nachbarn angetan wurde. Ein Hörspiel über Defizite in der Erinnerungskultur, mit Original-Dokumenten nach einer wahren Begebenheit.
Das Projekt wurde gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW und die Akademie der Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR. 
Schwarz-Weiß-Foto einer Kleinfamilie in den 1950ern
Theo und Peter in den 1950ern.© privat

Ursendung                  
Keine Namen, niemand                                 
Hörspiel von Annette Kufner
Regie: Franziska Stuhr
Mit: Tilman Strauß, Inga Busch, Ulrich Noethen, Sabine Falkenberg, Jasmin Borinsky, Birte Schnöink, Rajko Geith, Marc Benjamin Puch, Constanze Becker, Holger Bülow, Veronika Bachfischer
Komposition: Ben Roessler
Besetzung: Kathi Bonjour
Ton und Technik: Alexander Brennecke und Gunda Herke
Dramaturgie Text: Benedict Reinhold
Dramaturgie Hörspiel: Barbara Gerland
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2024
Länge: 82‘59

Annette Kufner, geboren 1988 in Siegen, arbeitet als freie Redakteurin für den Hörfunk und als Künstlerin in Berlin. Sie studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Kanada und Frankreich und später Malerei in Leipzig. „Keine Namen, niemand“ ist ihre erste Hörspielarbeit.

Empfehlungen