Hörspiel von Jan Wagner

Echo. Burlesque

Eine Hand im Wasser.
Echo beobachtet den geliebten Narziss - wie er sich spiegelt im Wasser. © EyeEm /Ihar Paulau
Von Jan Wagner · 18.03.2023
• Literatur • Die Nymphe Echo wurde zum Nachplappern, zum Stummsein verdammt, verzehrte sich und wurde zu nichts als Kieseln und Klang. Wo sonst als in einem Hörspiel sollten ihr – vierstimmig, vielschichtig, mit Witz und Bitterkeit – Leib, Leben und Lieben zurückerstattet werden?
Nach dem Mund reden – wollen wir das nicht alle, wenn wir lieben, und kann nicht doch eine Art Gesang daraus entstehen? „Echo. Burlesque“ ist die dritte Zusammenarbeit des Komponisten Sven-Ingo Koch, des Regisseurs Leonard Koppelmann und des Lyrikers Jan Wagner – und der abschließende Teil ihrer Trilogie über mythische Themen in populären Darbietungsformen. Es beginnt als Stammeln, als Lautgeröll, wird zum Hadern, zur Klage, zum Klang, wird zum Zank von gleich vier Erscheinungsformen jener mythischen Nymphe, der auferlegt war, stets die letzten Worte fremder Rede wiederholen zu müssen, die sich im Wald verbarg, zu nichts als Knochen, zu Steinen wurde. Narziss hingegen, Geck und Objekt ihrer Liebe, darf hier nur als Widerhall wirken, erscheint lediglich in der Sprache, als Erinnerung, eben: als Echo, etwa im Wacholder – „Ach, Holder!“ Und wer weiß, ob nicht am Ende dieser neuesten Fassung eines klassischen Liebesdramas doch dies steht: ein Anfang, und so etwas wie Glück.

Ursendung
Echo. Burlesque
Von Jan Wagner
Komposition: Sven-Ingo Koch
Regie: Leonhard Koppelmann
Mit Maren Eggert, Lou Strenger, Bettina Engelhardt
Viktoriia Vitrenko (Sopran)
Carl Rosman (Klarinette)
Ton und Technik: Christoph Rieseberg, Wolfgang Rixius, Oliver Dannert

Produktion: Deutschlandfunk/SWR 2023
Länge: 50‘33

Jan Wagner, geboren 1971 in Hamburg, lebt als Lyriker, Übersetzer englischsprachiger Lyrik und Essayist in Berlin. Neben Gedichtbänden – zuletzt „Die Live Butterfly Show“ (Hanser Berlin, 2018) – veröffentlichte er Essaysammlungen, darunter „Der glückliche Augenblick“ (Hanser Berlin, 2021), und Hörspiele. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse (2015) und den Georg-Büchner-Preis (2017).

Anschließend:
Tanzende Stimmen, singende Körper
Die amerikanische Künstlerin Meredith Monk
Von Karl Lippegaus

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