Verheimlichung nach dem Reaktorunfall

Die Tschernobylzüge von Küstrin-Kietz

Unter großer Geheimhaltung wurden nach der Reaktorkatastrophe Fahrzeuge beim Grenzübertritt gewaschen. Zu sehenf: Ein Mann reinigt mit einem Schlauch ein Auto
Unter großer Geheimhaltung wurden nach der Reaktorkatastrophe Fahrzeuge beim Grenzübertritt gewaschen. © EyeEm / Setthasith Wansuksri
Von Robert Dobe · 31.12.2022
Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 kam radioaktive Strahlung nicht nur als Wolke nach Deutschland, sondern auch mit kontaminierten Lastwagen, PKW und Zügen. Unter großer Geheimhaltung wurden die Fahrzeuge beim Grenzübertritt gewaschen.
Küstrin-Kietz, deutsch-polnische Grenzregion, gut 90 Kilometer östlich von Berlin und 1200 Kilometer vom Unglücksort in der Ukraine entfernt: An einem Apriltag im Jahr 1986 beginnt um 18.00 Uhr auf der Oderbrücke eine Maßnahme zur Überprüfung aller Transitsendungen in Richtung BRD. Es werden Maßnahmen durchgeführt in Bezug auf bestimmte Messungen. Nach dem GAU kam radioaktive Strahlung nicht nur durch die Luft nach Deutschland, sondern auch auf Rädern: auf kontaminierten Lastwagen, PKW und Zügen. Unter großer Geheimhaltung wurden die Fahrzeuge beim Grenzübertritt in die damalige DDR gewaschen.
Heute ist nichts mehr davon zu sehen. Doch die Gerüchte bleiben: viele Einsatzkräfte der Waschaktion hätten nichts von der Gefahr gewusst und seien später an Krebs gestorben. Wie viel Wahrheit ist noch übrig, 35 Jahre und einen Systemwechsel später?
Mit Zitaten aus Akten des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und des Bundesarchivs Unterstützung bei der Recherche: Uwe Bräuning, Richard Marx und Tobias Lenel

Gefördert von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit

Die Tschernobylzüge von Küstrin-Kietz
Von Robert Dobe
Regie: Felicitas Ott
Mit: Marit Beyer, Lina Syren und dem Autor
Ton und Technik: Karl-Heinz Runde, Claudia Peycke und Sabine Klunzinger     
Produktion: SWR 2021
Länge: 53'42

Robert Dobe hat Medienwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet als freier Film- und Radiomacher in Berlin. Er macht hauptsächlich Dokumentarfilme und Radiofeature, zuletzt etwa „Tamer Alawam und der Syrische Krieg“ (MDR 2015) und „Gestrandet im Maritim“ (MDR 2017, mit Tobias Barth und Duška Roth). Seit 2013 gibt er auch Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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