Programm zum Kölner Kongress 2023

    Auserzählt? Von Krisen und Neuerfindungen des Erzählens

    Kölner Kongress 2023
    © Deutschlandradio
    01.02.2023
    Erzählen boomt, insbesondere als Podcast. Dabei scheint es manchmal wichtiger, wer erzählt und wie erzählt wird, als was. Inhalt folgt Form. Aber welche Rolle spielt eigentlich der Inhalt?
    Erzählen boomt, insbesondere als Audio auf dem weiter wachsenden Podcastmarkt. Dabei scheint es manchmal wichtiger, wer erzählt und wie wird, als was erzählt wird. Inhalt folgt Form. Aber welche Rolle spielt eigentlich der Inhalt?
    Der Kölner Kongress stellt Fragen an die Bedingungen, die das Erzählen heute ausmachen. Schriftstellerinnen und Filmemacherinnen, Künstler, Essayisten, Hörspiel-, Theater- und Radioautorinnen sowie Podcastmacher treffen sich beim Kölner Kongress zu Vorträgen, Gesprächen und Performances.
    Sind alle Stoffe und Geschichten schon auserzählt? Wie erzählen wir, wenn jede Narration zum Narrativ zu werden droht? Was geht aus den Archiven neu hervor? Welche Rolle spielt die Aufbereitung aktueller gesellschaftlicher Themen in der Welt des Storytelling? Was fehlt in dieser Boomphase, in der jedes Medium der Veröffentlichung jeder Erzählung offensteht?

    Eintritt frei.
    Eine Anmeldung zum Kölner Kongress 2023 ist
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    Die Veranstaltung findet im Deutschlandradio Funkhaus in Köln statt. Mehr Informationen zur Anfahrt
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    Freitag, 3. März

    18.30 Uhr: Begrüßung und Keynote zur Eröffnung

    Grußwort
    Jona Teichmann, Programmdirektorin Deutschlandradio
    Das Erzählen des Ichs
    Keynote zur Eröffnung, Daniel Schreiber
    Im vergangenen Jahrzehnt haben wir einen grundlegenden Wandel in unseren Erzählformen erlebt. Egal, ob in der Literatur oder im Journalismus: Alle schreiben vom Ich. Über den Verlust unserer großen Erzählungen, das Ich und das wir und über das Leben im Kleinen.
    Moderation: Britta Steffenhagen, Musik: Akiko Ahrendt und Friedemann Dupelius
    Hörspiel des Jahres, verliehen von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 2022 mit der Jury zum Hörspiel des Jahres 2022, und den Jury-Gastgeber*innen Deutschlandfunk Kultur

    Samstag, 4. März

    10.30-16.00 Uhr: Thema: Nacherzählt – Archiv und Narration
    Moderation: Massimo Maio, Organisation: Anna Panknin/Marcus Gammel

    10:30 Uhr: Die Experten, Roman und Hörspiel
    Vortrag, Merle Kröger und Stefanie Schulte Strathaus
    Kairo, 1960er-Jahre: Ägyptens Präsident Nasser träumt von einer panarabischen Rüstungsindustrie und wirbt deutsche Ingenieure an, die unter Hitler Karriere gemacht haben. Friedrich Hellberg folgt diesem Ruf und zieht mit seiner Familie nach Kairo. Fiktives Erzählen auf der Grundlage von historischen Quellen: Wie geht das?
    11:30 Uhr: Erzählen fürs Archiv
    Vortrag, Noam Brusilovsky
    Der Münchner Schauspieler Alexander Golling gibt 1980 drei Rundfunk-Interviews anlässlich seines 75. Geburtstags. Er blickt zurück auf seine Jahre als Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels während des Nationalsozialismus.
    13:30 Uhr: Titos Brille und Kuhlenkampffs Schuhe
    Regina Schilling im Gespräch mit Massimo Maio
    Was passiert, wenn Geschichte persönlich wird? In ihren Filmen zeigt Regina Schilling die Wechselwirkung von Historie und Familienleben. Mithilfe von Archivmaterial und lebendigen Erinnerungen erzählt sie, wie die mediale Öffentlichkeit zum Teil unserer Wohnzimmer geworden ist.
    14:30 Uhr: Leben im Archiv
    Vortrag, Sonya Schönberger
    Die Künstlerin Sonya Schönberger sammelt Schicksale. Ihr Material sind biographische Gespräche, in denen Menschen von persönlichen, politischen und sozialen Umbrüchen berichten. Ihre Kunst entsteht aus langzeitlichen Archiven, eigenständig erstellt oder vorgefunden, medial transformiert. Ein Praxisbericht.

    10.00-15.30 Uhr: Thema: Auserzählt? Erzählen und Gesellschaft
    Moderation: Tanja Runow, Organisation: Barbara Schäfer

    10:00 Uhr: Von leeren Blättern und Literatur ohne Narrativ
    Vortrag, Angela Steidele
    Auserzählt? Mitnichten! Wir leben inmitten boshafter Fabulierlust und irreführender Phantasie. Ein Essay über das Erzählen in sich wandelnden gesellschaftlichen Kontexten vom Kölner Kongress 2023 zum Erzählen in den Medien im Deutschlandfunk.
    11:00 Uhr: Podcast „Die Jagd“
    Vortrag, Katja Riedel und Sven Preger
    Im September 2017 schafft es die AFD zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag. Noch am Wahlabend hallt Alexander Gaulands „Wir werden sie jagen!“ durch die Republik. Wie gefährlich ist eine Partei am äußersten rechten Rand im Parlament?
    Die Investigativ-Reporter*innen von WDR und NDR, Katja Riedel und Sebastian Pittelkow, berichten schon seit Jahren über die AfD. Mit Datenjournalist Christian Basl haben sie die geheimen Chats der AfD-Bundestagsfraktion nachverfolgt (WhatsApp Quasselgruppe) und mit 40.000 Nachrichten von über siebzig Abgeordneten der ersten AfD-Bundestagsfraktion rechte Politik und Gesellschaft in Sprache und Dialog aufgedeckt.
    12:00 Uhr: Im Auserzählten. Erzählen, Klimakrise und Gesellschaft
    Vortrag, Kathrin Röggla
    Die derzeit brennendste globale Geschichte, die erzählt wird, ist die der sich dramatisch zuspitzenden ökologischen Krisen, sie wird als spektakuläre Untergangserzählung vorgetragen, als Warnung und Mahnung. Doch je lauter und je drastischer wir sie erzählen, umso weniger wird sie gehört oder gar verstanden.
    14:00 Uhr: Die Gewalt ist keine Metapher
    Vortrag, Ronya Othmann
    Gewalt ist omnipräsent und zugleich unsichtbar. In den sozialen Medien, im Theater oder in Büchern werden Gewaltdarstellungen mit Trigger-Warnungen versehen. Terroristen verbreiten Gewaltbilder, die zugleich wieder gelöscht werden. In Diktaturen dokumentieren Demonstranten mit ihren Smartphones das brutale Vorgehen von Militär und Polizei auf den Straßen. Wie lässt sich Gewalt erzählen? Oder kann Gewalt überhaupt erzählt werden?
    360° Sound Virtual Reality Installation mit dem Kopfhörersystem USOMO, Maria Thereza Alves und Lucrecia Dalt
    Die Pflanzenwelt spricht Latein. Zumindest benennen westliche Wissenschaftler Lebewesen seit Jahrhunderten mit lateinischen Namen. Für die Klanginstallation „You Will Go Away One Day But I Will Not“ suchten die Künstlerin Maria Thereza Alves und die Komponistin Lucrecia Dalt nach indigenen Namen für die Pflanzen im Botanischen Garten Berlin.
    endurance, Helen Brecht, Installation
    RHO-DO-DEN-DRON 2, Maja Funke, Installation
    Kopfhören, Tobias Hartmann, Kopfhörer-Projekt
    Imaginary Landscape, Ting Chun Liu, KI-Lesung
    Read/Write from Memory, Leon-Etienne Kühr, KI-Lesung
    Affective AI, Lisa Reutelsterz, Installation
    Informationskrieg, Benita Martis, Installation und interaktiver Chat auf Handy
    Hänsel und Gretel verirrten sich im Wald, Tom Tautorus, Installation
    Was macht Altes so erzählenswert? Wie findet man die Gegenwart im Überfluss der Vergangenheit? Und wie wird Wahrheit archiviert? Eine Diskussion über die künstlerischen und gesellschaftlichen Potentiale erfasster Erinnerung.
    Mit Sonya Schönberger, Regina Schilling, Merle Kröger, Stefanie Schulte Strathaus, Noam Brusilovsky, Moderation: Massimo Maio
    „Auserzählt?“, das ist die Frage, die dem Panel über das Erzählen in sich wandelnden gesellschaftlichen Kontexten zugrunde liegt. Schriftstellerinnen, Autoren und Medienjournalisten über die Grenzen und Chancen des bereits „Auserzählten“.
    Mit Angela Steidele, Kathrin Röggla, Daniel Schreiber, Ronya Othmann und dem Podcastteam von „Die Jagd“ Katja Riedel, Sven Preger, Moderation: Tanja Runow

    16.30-22:00 Uhr: Binge Listening

    Die Experten
    Thrillerhörspiel in 5 Teilen

    16.30 – 22.00 Uhr: Filmscreening

    Kunsthochschule für Medien Köln
    Mit Filmen von Tania de Leon und Melissa de Raaf        
    Songplay (eine Sekunde für die Wiesel)
    von Ivana Sajko, Regie: Erik Altorfer, Redaktion: Sabine Küchler
    Hörspiel über unsere Erfahrung des Krieges
    Eine Schallmauer wird durchbrochen – der Lärm ähnelt einer Bombenexplosion. Wir halten uns die Ohren zu. Wie weit reicht unsere Vorstellungskraft in diesem Moment, dieser einen Sekunde, in der wir glauben, dass ein Krieg begonnen hat, der uns widerfährt?
    Ivana Sajko, geboren1975 in Zagreb, lebt als Autorin, Dramaturgin und Theaterregisseurin in Berlin.
    Kurzfristige Änderungen im Programmablauf sind möglich.