Hörspiel nach Honoré de Balzac

Eugénie Grandet (3/3)

57:35 Minuten
Illustration: Eugénie Grandet blickt aus dem Fenster.
Eugénie Grandet lebt mit den Vorschriften und Zwängen ihres Vaters. © The Holbarn Archive / Leemage / imago
Von Honoré de Balzac |
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• Literatur • Als Opfer väterlicher Habgier und gesellschaftlicher Konventionen erlebt Eugénie Grandet in Balzacs Klassiker ein tragisches Schicksal. In den beengten Verhältnissen der französischen Provinz findet sie weder Liebe noch Erfüllung.
Zu Eugénies Kummer reist Charles ab, um in Indien seine Ehre zu retten. Eugénie gibt ihm heimlich ihr ganzes Gold mit. Zum Neujahrstag will der Vater das Gold sehen, er plant es anzulegen. Die Tochter wird eingesperrt, bekommt nur Wasser und Brot, bis sie ihm verrät, wo es ist. Eugénie bleibt stur. Als Grandets Frau im Sterben liegt, versöhnt sich Grandet mit seiner Tochter. Als auch Grandet stirbt, ist Eugénie sehr reich. Sie wartet immer noch auf ihre große Liebe, Cousin Charles.
2016 wählte die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste „Eugénie Grandet“ zum Hörspiel des Monats März.
„Die Wahl des Stoffes, die unbedingte Liebe und Treue, wird dramaturgisch zu einem spannenden Lehrstück über die moderne Gesellschaft, in der das Geld zum höchsten Wert erklärt wird und in der für zwischenmenschliche Gefühle kein Raum zu sein scheint. Der ‚verderbten Welt‘ versucht die anrührende Eugénie Grandet zu trotzen. Auch wenn Geiz und Habgier in Balzacs Roman, der 1834 als Teil seiner grandiosen ‚Comédie humaine‘ erschienen ist, schließlich doch siegen, so haben sie nicht das letzte Wort. Es ist die Liebe Eugénie Grandets, die trotz des Verrats des Geliebten an ihrer konsequenten Haltung festzuhalten versucht.
Ein wichtiger Beitrag zur Dramaturgie liegt in der Musik des Pariser Komponisten Christian Zanési. Mit klanglichen Icons schafft er es, die Bedeutung eines Erzählstranges in einen Moment zu kondensieren, eigene Gedankenräume herzustellen, während die Erzählung weiterläuft. Er macht den Abgrund, dem die Protagonisten entgegenstreben, spürbar. Dabei verteilt er das klangliche Vokabular sparsam und äußerst subtil, verhalten, feinfühlig und präzise. Es gelingt ihm, den Text fast unbemerkt zu transformieren und die Spannung, ohne jegliches Pathos bis zum Zerreißen zu steigern.
Gelungen sind Hörspiele, die klassische Texte als Vorlagen haben, wenn sie nicht nur eine Spannung erzeugen, die den Hörer in den Bann zieht – und das auch noch bei drei Sendeterminen –, sondern wenn es ihnen gelingt, den kanonisierten literarischen Werken durch die dramaturgischen und technischen Mittel eine ganz eigene, überraschende und aktuelle Bedeutungsebene zu verleihen. Der Produktion ‚Eugenie Grandet‘ nach Honoré Balzac gelingt dies unter der Regie von Marguerite Gateau und in der Bearbeitung von Helmut Peschina absolut überzeugend.“
Zu den Teilen 1 und 2 von "Eugénie Grandet":

Eugénie Grandet (3/3)
Hörspiel nach Honoré de Balzac
Bearbeitung: Helmut Peschina
Regie: Marguerite Gateau
Mit: Matthias Habich, Lisa Hrdina, Verena von Behr, Laurenz Laufenberg, Erika Skrotzki, Peter Matić, Sabine Falkenberg, Max von Pufendorf, Maren Kroymann, Christian Grashof, Jakob Diehl, Martin Seifert und Rainer Philippi
Komposition: Christian Zanesi
Ton: Jean Szymczak
Produktion: DKultur 2015
Länge: 57’28
Eine Wiederholung vom 09.03.2016

Honoré de Balzac, 1799 in Tours geboren, ging früh nach Paris, wo er Eingang in die Welt des Adels fand. Um seinen kostspieligen Lebensstil zu finanzieren, musste er immer mehr Texte veröffentlichen. In eine Mönchskutte gehüllt schrieb er oft nächtelang, einzig am Leben gehalten durch den immensen Konsum von schwarzem Kaffee. Dennoch war Balzac die längste Zeit seines Lebens tief verschuldet. Erst 1850 erfüllte sich sein Traum, reich zu heiraten – doch noch im selben Jahr erlag er seinem erschöpften Herz. Balzac schrieb „Eugénie Grandet“ als Teil seiner „Menschlichen Komödie“ – eines Romanzyklus, der die Tugenden und Abgründe von Mensch und Gesellschaft erforscht. Von 137 geplanten Erzählungen konnte Balzac 91 vollenden.

Alle Teile von Eugénie Grandet