Wofür lebe ich eigentlich?

Karoshi. Tod durch Überarbeitung

Arbeiten rund um die Uhr: In Japan sind bis zu 100 Überstunden monatlich legal.
Arbeiten rund um die Uhr: In Japan sind bis zu 100 Überstunden monatlich legal. © picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte
Von Malte Jaspersen · 07.11.2020
Arbeiten bis zum Umfallen. Immer mehr Japaner sind den immensen Anforderungen der Arbeitswelt physisch und mental nicht länger gewachsen.
Die 31-jährige Fernsehjournalistin Miwa Sado starb an Herzversagen, Matsuri Takahashi, Angestellte einer Werbeagentur, nahm sich das Leben. Todesursache: Karoshi. Karoshi bezeichnet im Japanischen: Tod durch Überarbeitung.
Die Eltern der beiden Frauen erhoben öffentlich schwere Vorwürfe gegen die Arbeitgeber, beides große, bekannte Unternehmen im Land. Die Regierung Abe reagierte, und im April 2019 trat ein "Gesetzespaket zur Reform des Arbeitsstils" in Kraft. Das hat es in sich, denn seitdem sind bis zu 100 Überstunden monatlich legal.
Herrn Arakawa betrifft das nicht mehr. Völlig am Ende seiner Kräfte hatte er es gerade noch geschafft, die Notbremse zu ziehen und zu kündigen. Heute sagt er: Solche Arbeitszeiten – nie wieder.

Karoshi. Tod durch Überarbeitung
Wofür lebe ich eigentlich?
Von Malte Jaspersen
Regie: der Autor
Mit: Judith Engel, Christian Schmid und dem Autor
Ton: Malte Jaspersen, Boris Pasternak
Produktion: SWR 2019
Länge: 24'03
Anschließend:
Gespräch mit Malte Jaspersen und Enzo Weber zu "Karoshi"
Von Massimo Maio
Länge: 29'51

Malte Jaspersen, geboren 1955 in Köln, zwei juristische Staatsexamen, lebt seit 1989 in Kyoto und arbeitet als Deutschlehrer. Er hat als Autor und Regisseur seit 1991 zahlreiche Radiofeatures und Hörspiele produziert. "Souteigai – Japan und die Dreifachkatastrophe" (DKultur 2012) wurde beim Prix Italia 2012 mit dem Sonderpreis des Präsidenten der Republik Italien ausgezeichnet. Zuletzt: "Ich war ein schlafender Baum" (SWR 2014).