Wächter des Wartens

Von Paula Schneider · 11.07.2008
Rund 5000 Männer und 200 Frauen sitzen in den Ziegelburgen und Betonblocks der acht Berliner Justizvollzugsanstalten. Und noch einmal zwei- bis dreitausend verbringen ihre Tage in den JVAs: in Dienstkleidung, die mausgrau oder taubenbraun ist und immer wieder verdreckt mit neuen Presse-Justizskandalen.
Ist der Vollzugsdienst wirklich so düster? Man findet eine Bedienstete, die mit den zwei Köpfe größeren Häftlingen lacht. Einen Vollzugsbeamten, der früher beim Theater war. Einen, der nach Dienstschluss Kinderclown ist, einen Papageienzüchter. Selbst einen Direktor, der mit den Insassinnen Witze tauscht.

Doch die Hafträume, die Flure werden enger, je länger die verschiedenen Parteien darin ausharren müssen. Je länger sie warten, dass die Haft zu Ende geht; oder dass Zeit ist für die Beamtenpension. Und wenn es ihm zu eng wird, schwitzt der Mensch Wut. Ein Mann meist eher als eine Frau. Ein Inhaftierter eher als ein Hausbeamter. Ein Zellenschließer eher als eine Bürokraft. Gitter vor den Fenstern haben hier alle. Sogar ein Beamter kann da eine Menge an wütender Kritik anstauen.

Produktion:
Deutschlandfunk 2008

Manuskript zur Sendung als pdf oder im barrierefreien Textformat.