Unbetretbar?

Von Günter Beyer |
Deutschland scheint bis zum letzten Quadratmeter bekannt und vermessen, weiße Flecke auf der Landkarte scheint es - dank GPS und Google Earth - nicht mehr zu geben. Und doch: Selbst hierzulande existieren weiträumige, unbesiedelte und offenbar unbetretbare Gebiete - die Moore. Das Moor ist ein Zwitter zwischen Erde und Wasser, zwischen fest und flüssig, geprägt von der rauen Schönheit einer kargen, artenarmen Tier- und Pflanzenwelt.
Lange war das Moor nur Ärgernis. Seit Jahrhunderten schickte man die Verlierer ins Moor: Landesfürsten gaben Kolonisten großmütig ein Gelände im Niemandsland, ohne allzu viel zu versprechen. "Den ersten den Dod, den tweeten die Not, dem drütten dat Brot", sagte man im niedersächsischen Teufelsmoor. Man zwang Sträflinge, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, als "Moorsoldaten" die letzten großen Moore urbar zu machen. Inzwischen sind die Moore in Deutschland viel kleiner geworden.

Das Feature beschreibt Menschen, die im und mit dem Moor leben: Landwirte, die noch gelegentlich zum Torfstechen hinausgehen. Naturschützerinnen, die abgetorfte Flächen wieder vernässen. Biologen, die ihr Leben dem Moor widmen. Archäologen, die die Moore als einmalige Schatzkammern der Menschheitsgeschichte schätzen und sich für Moora, die jungendfrische Mädchenleiche aus dem Uchter Moor, begeistern. Das Moor-Liedgut und die Literatur zeichnen meist ein düsteres Bild: "O, schaurig ist's, übers Moor zu gehen!"
(Annette von Droste-Hülshoff).

Zwischen Bulten und Schlenken: Ist da, wo die Wege enden, wirklich kein Durchkommen mehr?