Schwerpunkt

Was weiß ich.

20.08.2020
Die Klarheit des eigenen Wissens in Frage zu stellen kann irritierend und bereichernd sein. Hörstücke auf der Suche nach einem Umgang mit Ungewissheit.
Je nach Betonung können die Worte "Was weiß ich." unterschiedliche Bedeutungen haben: zum Beispiel schlichte Resignation, eine Kritik am Erkenntnisverfahren oder ein reflexiver Zweifel an der eigenen Perspektive. Es kommt darauf an, welche Betonung wir im Ohr haben, wenn wir sie lesen. Das allgemein akzeptierte Prinzip der Augenzeugenschaft legt nahe, dass man von etwas weiß, wenn man es gesehen hat. Manche Dinge wissen wir allerdings erst dann genau, wenn wir sie hören.
Die Hörstücke in diesem Schwerpunkt beschäftigen sich mit unterschiedlichen Formen des Zweifels an der scheinbaren Klarheit des eigenen Wissens. Obwohl die Stücke sehr unterschiedliche Themen behandeln verbindet sie ein gemeinsames Anliegen: die Suche nach einem Umgang mit Ungewissheit.
Wissen ist Fakt. Wissen ist Macht. Nicht-Wissen ist faktisch mächtig peinlich. Das Hörspiel Keine Ahnung von Nele Stuhler verhandelt die Frage, was es heißen könnte, die eigene Ahnungslosigkeit nicht als Begrenzung zu begreifen, die es zu verstecken gilt, sondern als Grundlage, um der Welt begegnen zu können.
Wissen ist Sicherheit. Die Souveränität der Privatsphäre schwindet. Für Hofmann & Lindholm ist dies Anlass, den Begriff der Sicherheit in einer praktischen Übung zu überdenken. Sie wagen in ihrem Hörspiel noch nicht eine "Desinformationsübung" mit Erkenntnisgewinn.
Wissen ist Konvention. Wenn man den Pfad des gesellschaftlichen Mainstreams verlässt, können sich neue Fragen ergeben. Nick-Julian Lehmann, Till Großmann und Marie-Charlott Schube hinterfragen in ihrem Hörspiel Nur Berlin ist auch zu viel verschiedene Formen von Liebesbeziehungen und Authentizität.