Warum der Kreml Dostojewski feiert

Russische Dämonen

Zeichnung einer Gestalt, die sich durch eine halbgeöffnete Tür schiebt.
Illustration von D. Shmarinov zu Dostojewskis Roman Schuld und Sühne. © imago/United Archives International
Von Manuel Gogos · 29.03.2022
Der amerikanische Diplomat Henry Kissinger nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin einen "Charakter aus einem Dostojewski-Roman“. Auch der Kreml bedient sich des Schriftstellers als nationale Ikone. Ist Dostojewski aktueller denn je?
2021 wurde in Russland der 200. Geburtstag des Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski gefeiert. Schon 2018 hat der russische Präsident Wladimir Putin persönlich zur Vorbereitung der Geburtstagsfeier ein Festkomitee berufen. Welches Interesse könnte der russische Präsident haben, Dostojewski zu einem nationalen „Säulenheiligen“ zu verklären? Dostojewski ist nicht nur der große Romanautor und Schöpfer des „Idioten“ oder der „Dämonen“; Dostojewski war auch Journalist und Publizist. Verfechter eines russischen Imperialismus. Lässt sich Dostojewski gegen die Instrumentalisierung durch Putins Machtelite verteidigen? Und wer verteidigt die Polyphonie von Dostojewskis Werken gegen Dostojewski selbst?

Russische Dämonen
Warum der Kreml Dostojewski feiert
Von Manuel Gogos
Regie: Hannah Georgi
Mit: Markus Scheumann, Robert Dölle, Nikolaus Benda, Janina Sachau
Ton und Technik: Rike Wiebelitz und Matthias Fischenich
Produktion: WDR 2018
Länge: 54‘00

Manuel Gogos, 1970 in Gummersbach geboren, hat in Literaturwissenschaft promoviert und arbeitet als freier Autor. Er schreibt Feature und dreht Filme. Von 2002−2005 war er im Rahmen des durch die Kulturstiftung des Bundes initiierten Projektes Migration für das Domid (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) tätig. Seit 2005 firmiert er mit seiner Agentur für Geistige Gastarbeit in Bonn. Als Kurator und kuratorischer Berater ist Manuel Gogos spezialisiert auf die Musealisierung von Migrationsgeschichte. Sein Buch „Das Gedächtnis der Migrationsgesellschaft über die Erinnerungskultur in der Einwanderungsgesellschaft und die Geschichte des Migrationsmuseums in Deutschland“ erschien im Oktober 2021 im transcript-Verlag, Bielefeld.