Psychiatrie in Äthiopien

PSY oder die Angst vor dem bösen Blick

Von Oliver Ramme  · 14.10.2014
80 Millionen Einwohner hat Äthiopien – und 34 Psychiater. Zwei von ihnen arbeiten in dem Provinzstädtchen Jimma in einer kleinen Psychiatrie. Hier vegetieren die Menschen mit dem "bösen Blick".
Sie tragen Schlafanzüge mit dem Kürzel PSY und schlurfen durch die dunklen Gänge der kleinen Klinik oder durch den Garten. Sie stehen unter der Aufsicht der Ärzte und bekommen nur die Medikamente, die eben vorrätig sind. Geht es den Patienten in Jimma besser als ihren Leidensgenossen auf dem Land? Psychosen wie Schizophrenie, Paranoia oder Suchterkrankungen treten in Äthiopien ähnlich häufig auf wie im Rest der Welt.
Doch das Verhältnis der Gesellschaft zu diesen Krankheiten ist meistens ein anderes als im Westen: Die Betroffenen gelten als besessen. "Die Verwandten glauben, dass psychische Erkrankungen ansteckend sind und schließen die Kranken einfach weg", sagt der Psychiater Dr. Negash. Patienten in Jimma erzählen von langen Leidensgeschichten, Ärzte und Pfleger von ihren Arbeitsbedingungen.
Produktion: DLF 2014