Politisches Feature

Nichts bleibt geheim

Von Ed Stuhler |
Für das Ministerium für Staatssicherheit war die Liedermacherszene der DDR von großem Interesse, tummelten sich doch hier Künstler, die die realsozialistische Wirklichkeit mit wachen Augen betrachteten und in ihren Liedern mehr oder weniger kritisch verarbeiteten.
Ein ganzes Heer von hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern war auf die Szene angesetzt, etwa um Hinweise auf staatsfeindliche Äußerungen und strafrechtlich verwertbare Tatbestände zu beschaffen. Zudem gelang es den Tschekisten, einige namhafte Liedermacher selbst als Spitzel zu rekrutieren – die bekanntesten, aber längst nicht die einzigen waren Barbara Thalheim als IM "Elvira" und Gerhard Gundermann, IM "Grigori". Keiner von ihnen konnte abschätzen, welche Folgen die abgeschöpften Informationen für ihre Kollegen haben würden und wie die Stasi die Szene manipulierte - unter anderem, wie im Falle von Stephan Krawczyk, mit den Mitteln der Zersetzung und Kriminalisierung.