Politisches Feature

"Dieser irre Sonntag bei Krementschug"

Von Elefteriya Yuanidis · 28.11.2006
Sie sind Helden der DDR, die jungen Leute, die sich 1974 für ein FDJ-Projekt melden, das neu und abenteuerlich klingt: der Bau einer Erdgastrasse in der Sowjetunion. Am 26. März 1975 fahren die ersten 450 Trassenbauer los, es sollen insgesamt über 5.000 werden.
Die Drushba-Trasse ist die erste, für die sich DDR-Arbeitskräfte auf die Dauer von zwei Jahren verpflichten. Sie arbeiten an einem der FDJ zugewiesenen Bauabschnitt in der Ukraine, 12 Stunden am Tag und ohne Wochenende. Es entstehen nicht nur 137,5 km Erdgasleitung zwischen Bogorodtschany und Gussjatik mit fünf Verdichterstationen, sondern auch Wohnungen und Kindergärten entlang der Trasse. Die Röhre, durch die das Gas transportiert wird, muss zum Teil unter Wasser und auf Brücken verlegt werden. Die Lastwagen bleiben im Sumpf stecken, Baumaterialien lassen auf sich warten, Stechmücken und Hitze sind quälend.

Im zweiten, 1982 begonnenen sibirischen Bauabschnitt erschwert der Permafrostboden die Arbeiten bis in den August hinein, danach verwandelt er sich in eine Schlammwüste.

Noch heute treffen sich die Trassen-Veteranen alljährlich und erinnern sich an ihre Abenteuer fernab vom DDR-Alltag.

Produktion: Deutschlandfunk 2006