Politisches Feature

Das Ende der Toleranz

Von Claudia Heissenberg |
Am 2. November 2004 wurde der niederländische Filmemacher Theo van Gogh in Amsterdam auf offener Straße erschossen. In der Brust des Toten steckten zwei Messer mit Drohbriefen an die Parlamentsabgeordnete Ayaan Hirsi Ali. Der Mörder, ein 26-jähriger Marokkaner mit niederländischem Pass, beschimpfte die Politikerin als Soldatin des Bösen, die den wahren Glauben verraten habe, und prophezeite ihren Untergang. Die gebürtige Somalierin, vor einer Zwangsheirat aus ihrer Heimat geflüchtet, hatte gemeinsam mit van Gogh die Unterdrückung der Frauen im Islam angeprangert.
Der grausame Tod des umstrittenen Regisseurs hat die Niederländer in ihrem Glauben an ein friedliches Miteinander der Kulturen erschüttert. Nach dem Attentat überzog eine Welle von Anschlägen auf muslimische und christliche Einrichtungen das Land. Immer lauter werden die Fragen nach den Fehlern der Vergangenheit: 30 Prozent der muslimischen Jugendlichen haben keinen Schulabschluss, die Arbeitslosigkeit unter ihnen ist viermal höher als im Landesdurchschnitt, ganze Stadtviertel sind in der Hand gewaltbereiter Jugendgangs. Die Politik sucht fieberhaft nach Auswegen aus der verfahrenen Situation.

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