Politisches Feature

60 Jahre am Pregel

Von Henning von Löwis |
Elvira Siroka erlebte, wie aus Königsberg Kaliningrad wurde, wie das Stadtschloss gesprengt und ein wuchtiges Räte-Haus aus dem Boden gestampft wurde. Sie war dabei, als Kaliningrader Kosmonauten zu Helden der Sowjetunion avancierten, und auch, als die jahrzehntelang gesperrte Stadt sich öffnete, Kant zurückkehrte auf seinen angestammten Platz vor der Universität und Scharen von Heimweh-Touristen an den Pregel strömten.
Als Wjatscheslaw Gramzow 1945 aus dem Orenburger Gebiet hierher kam, glich Königsberg einer Mondlandschaft. Er half den Trümmerfrauen, erinnert sich, wie seine Mutter hungernde deutsche Babys fütterte und junge Russen mit jungen Deutschen tanzten - bis die Züge rollten und 100.000 Deutsche eine Reise ohne Wiederkehr antreten mussten. Heute lebt er auf einer Insel im EU-Meer und träumt von einem Europa ohne Schlagbäume.

Die beiden - eine der letzten Königsbergerinnen und einer der ersten Kaliningrader - sind sich nie begegnet. Was sie verbindet, ist eine Stadt, die von der Geschichte geschunden wurde wie kaum eine andere Stadt Europas.

Sie können sich das Manuskript in der rechten Spalte herunterladen.