Ost-West im Krimi-Doppelpack

Dickie Dick Dickens und Dick Dickson

Skyline von Chicago
Chicago: Der Schauplatz für die Abenteuer von Dickie Dick Dickens und Dick Dickson © Unsplash/Daniel Lord
Vorgestellt von Clarisse Cossais · 19.10.2020
Gangster-Parodie und Detektiv-Groteske: Die BRD-Serie um Dickie Dick Dickens und die DDR-Serie um Dick Dickson waren früher Straßenfeger. Heute sind sie Kult und Teil der deutsch-deutschen Hörspielgeschichte.
In den goldenen Zeiten des Radios der 50er und 60er Jahre waren sie echte Straßenfeger, heute sind sie beliebte Kult-Stücke: Die Abenteuergeschichten des berühmten Chicagoer Taschendiebs "Dickie Dick Dickens" und die nach ihm benannten Hörspielserien, entworfen vom Autorenehepaar Rolf und Alexandra Becker, waren eine Parodie auf halbdokumentarische Formate im damaligen US-amerikanischen Kino und wurden bis in die 70er Jahre hinein in fünf Staffeln erfolgreich von Bayerischem Rundfunk, Radio Bremen und dem Schweizer Rundfunk in jeweils eigenen Fassungen weiter produziert. 2009 startete Radio Bremen eine Nachproduktion der verloren gegangenen 1. Staffel, u.a. mit Bastian Pastewka als Erzähler.
Auch in der DDR blieb der Erfolg der Reihe nicht unbemerkt, und so entstand nach Vorbild der BRD-Gangster-Parodie eine DDR-Detektiv-Groteske um den Privatdetektiv "Dick Dickson". Die "haarsträubenden Abenteuer" des Namensvetters aus dem Osten liegen in zwei Staffeln von 1961 und 1966 vor und stammen aus der Feder von Hans Pfeiffer. So offensichtlich die Parallelen beider Serien auch sind, so sehr unterscheiden sich die in Ost und West gewählten Perspektiven: Während Dickie Dick Dickens im Chicagoer Underground vom gelernten Taschendieb zum gefährlichen Gangsterboss aufsteigt, agiert Dick Dickson auf der Seite des Gesetzes: Er wird eingesetzt, um Mordverdächtige zu entlasten, einen großangelegten Waffenschmuggel aufzudecken oder, wie unser Beispiel zeigt, um gestohlene "US-Kampfstoffe" zurückzuholen.

Dickie Dick Dickens
Erste Serie, zweite Folge: "Ich bin nur ein kleiner Taschendieb"
Von Alexandra und Rolf Becker
Regie: Walter Netzsch
Mit: Fritz Wilm Wallenborn, Ernst Seiltgen, Karl-Heinz Schroth, Marlies Schoenau, Heinz Leo Fischer, Wolfgang Büttner, Fritz Korn, Monique Andersen, Josefine Back, Ursula Kube, Wolfgang Bekh, Gino Doni, Norbert Gastell, Helmo Kindermann
Technische Realisierung: Günter Hildebrandt
Komposition: Walter Popper
Produktion: BR 1957
Dick Dickson
Die haarsträubenden Abenteuer des Detektivs Dick Dickson
Erste Folge: "Die Jagd nach dem Niespulver"
Von Hans Pfeiffer
Regie: Ingeborg Milster
Mit: Herbert Köfer, Robert Johannsen, Ellinor Vogel, Helmut Müller-Lankow, Heinz Scholz, Fred Ludwig
Technische Realisierung: Heinz Kaiser
Komposition: Günter Pohlenz
Produktion: Rundfunk der DDR 1962

Rolf Becker (1923–2014) und Alexandra Becker (1925–1990) waren ein deutsch-englisches Schriftstellerehepaar. Nach ersten Arbeiten für den Nordwestdeutschen Rundfunk ging Rolf Becker als Rundfunkregisseur und Autor zur BBC. Ab 1953 arbeitete er als freier Schriftsteller. Alexandra Becker, ursprünglich Schauspielerin, wandte sich nach ihrer Heirat ebenfalls der Schriftstellerei zu. Gemeinsam verfasste das Ehepaar zahlreiche Hörspiele, Fernsehfilme, Romane und Erzählungen. Mit "Gestatten, mein Name ist Cox" und "Dickie Dick Dickens" schrieben sie Rundfunkgeschichte. Fernsehgeschichte schrieb das Schriftstellerehepaar mit den Drehbüchern zur ersten deutschen Familienserie "Familie Schölermann".
Hans Pfeiffer (1925–1998) war ein deutscher Autor und Dramatiker. Er arbeitete als Dozent und Professor am Leipziger Institut Johannes R. Becher und verfasste daneben Kriminalromane und populärwissenschaftliche Sammlungen rechtsmedizinischer Fälle sowie historische Romane, Biografien und Fernsehfilme. Neben der Reihe "Dick Dickson" schrieb Hans Pfeiffer außerdem 14 weitere Hörspiele für den Rundfunk der DDR.