Monster Charlie

Von Werner Dütsch · 08.02.2011
In fünf Jahrzehnten, 1914 bis 1967, dreht Chaplin 80 Filme, zuerst in atemberaubender Produktionsgeschwindigkeit, dann in Abständen von Jahren und Dekaden. Im Zentrum unserer Erinnerung steht Charlie, der Habenichts mit dem Briefmarkenbärtchen, der mitleiderweckende
Tramp, jedermanns kleiner Sonnenschein, der auch schon mal Kinder und Frauen rettet.

In den frühen, kurzen Filmen ist Charlie ein unberechenbarer Possenreißer, egoistisch, genusssüchtig, asozial, für gute Werke unbrauchbar. Mit dieser Figur wurden die Filme so erfolgreich, dass Chaplin sein eigener Regisseur, Autor und Produzent werden konnte.

Doch warum macht Chaplin aus dem anfänglichen kleinen Ungeheuer den zu Tränen rührenden Charlie der berühmten langen Filme 'Goldrausch', 'Lichter der Großstadt' oder 'Moderne Zeiten'? Warum kommt es in 'Der große Diktator' zum Verschwinden der Figur?

Die Reaktionen auf Chaplins Filme ohne Charlie waren sehr gemischt und getragen vom Bedauern über den Verlust der Jahrhundertfigur, deren Bekanntheitsgrad nur noch von Hitler übertroffen wurde, dem Chaplin vorwarf, Charlie nachgeahmt zu haben.

Regie: Wolfgang Rindfleisch
Produktion: DLF 2011