Mitternachtskrimi

Das Spiel des Patriarchen (2)

Von Andrea Camilleri |
In Vigàta wird ein junger Mann vor seinem Haus erschossen. Zur gleichen Zeit verschwinden zwei alte Leute: das Ehepaar, das in der Wohnung über der des Ermordeten lebt. Lustlos beginnt Commissario Salvo Montalbano mit den Ermittlungen. Größeres Interesse bringt er für die Frauengeschichten seines Stellvertreters Mimi Augello auf - bis er eine verschlüsselte Nachricht von Don Balduccio Sinagra erhält, dem Paten eines alten Mafia-Clans von Vigàta: Er verrät ihm das Versteck seines Enkels, der seit Jahren von der Polizei gesucht wird. Allmählich beginnt Montalbano die Zusammenhänge zwischen den drei Fällen zu begreifen...
Übersetzung aus dem Italienischen: Christiane von Bechtolsheim
Bearbeitung: Daniel Grünberg
Komposition: Henrik Albrecht
Regie: Leonhard Koppelmann
Darsteller: Horst Mendroch, Gerd Wameling, Max Volkert Martens, Andreas Pietschmann, Charles Wirths, Beate Jensen, Matthias Haase, Christine Davis u.a.
Produktion: Südwestrundfunk 2003
Länge: 54’35

Andrea Camilleri, 1925 in Sizilien geboren, ist Romancier, Drehbuchautor und Regisseur. Sein Serienheld, der ruhige, gebildete Commissario Salvo Montalbano, ermittelt im (fiktiven) Städtchen Vigàta. Im Unterschied zu Pepe Carvalho, dem Helden von Manuel Vázquez Montalbán (dem er seinen Namen verdankt), kocht er nicht selbst, sondern lässt sich bekochen: in seiner Lieblings-Trattoria, von seiner Putzfrau oder gar von der Gattin des Polizeichefs. Camilleris Beschreibung der Mahlzeiten lässt die Düfte der Cucina siciliana aufsteigen: Caponatina mit Auberginen, Carvatuna con pepe nero e cacio pecorino... "Beim Essen fühlt sich der Mensch sauwohl, da ist er ganz bei sich selbst. Zwischen ihm und seiner Pasta ist kein Platz für Staat oder Mafia." (Camilleri)

Das Rezept zum Hörspiel:

Montalbanos Arancini

400 g Reis
3 Eier für den Risotto
150 g Kalb- und Schweinefleisch
1/2 Zwiebel, 1/2 geschälte Tomate, Sellerie
Petersilie, Basilikum
Salami
100 g Erbsen
Salz und Pfeffer
100 g Butter
Bechamel-Soße
3 Eier für die Panade
300 g Semmelbrösel
Öl zum Ausbacken

"Adelina brauchte zwei volle Tage, um sie zuzubereiten. Das Rezept wusste sie auswendig. Tags zuvor brät man Kalb- und Schweinefleisch zu gleichen Teilen, das mit Zwiebeln, Tomaten, Sellerie, Petersilie und Basilikum stundenlang auf kleinster Flamme schmoren muss. Am nächsten Tag bereitet man einen Risotto zu, jenen Risotto, den man alla milanìsa nennt (aber ja ohne Safran!), kippt ihn auf die Tischplatte, mischt die Eier darunter und lässt ihn abkühlen. Unterdessen kocht man die Erbsen, rührt eine Bechamel an, schneidet ein paar Scheiben Salami in kleine Stückchen und vermischt das alles mit dem Schmorfleisch, das mit dem Wiegemesser (um Gottes willen nicht mit dem Mixer!) zerkleinert wurde. Der Fleischsaft wird mit dem Risotto verrührt. Dann nimmt man etwas Risotto, drückt ihn in die Mulde der Handfläche, gibt einen Löffel Füllung hinein, bedeckt sie mit Reis und formt sorgfältig eine Kugel. Die Kugeln einzeln in Mehl, dann in Eiweiß und in Semmelbröseln wälzen. Sodann legt man die Arancini in eine Pfanne mit siedendem Öl und backt sie aus, bis sie dunkel goldfarben sind. Auf Papier abtropfen lassen. Und dann, Gott sei Lob und Dank, isst man sie!"

(Andrea Camilleri: Die Nacht des einsamen Träumers. - Lübbe 2002)