Marina Davydova und das russische Theater

Checkpoint Dystopie

49:42 Minuten
Ein Portrait der russischen Theaterkritikerin Marina Davydova.
Die Theaterkritikerin Marina Davydova streitet für ein modernes russisches Theater. © imago / fotoimedia
Von Julia Solovieva · 17.08.2018
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Kurze Zeit hatte das moderne Theater Konjunktur im Russland - die Theater-Freiheit währte von 2008 bis 2012. Da wurde auch der Regisseur Kirill Serebrennikow Chef des Moskauer Gogol-Zentrums. Mit der Wiederwahl Putins gewannen die Konservativen die Oberhand im Kreml und Serebrennikow landete vor Gericht. Marina Davydova macht dagegen mobil.
Der Job eines Theaterkritikers gilt als ungefährlich und angenehm. Es sei denn, das Theater gerät ins Visier der Macht, und Kollegen und Freunde landen hinter Gittern. Das erfährt Marina Davydova gerade: Die Theaterwissenschaftlerin ist Chefredakteurin der russischen Zeitschrift "Teatr". Sie ist zu Hause durchaus angesehen, auch wegen ihres internationalen Renommees. 2016 war sie Schauspielkuratorin bei den Wiener Festwochen.
Allerdings liebt sie das Theater zu sehr, um nur zuzuschauen. Aus ihrer Kritik an der zunehmenden Instrumentalisierung der Bühne für großrussische Ideen formte sie im Januar 2017 ein erstes eigenes Projekt: ,Eternal Russia'. Es lief in Berlin. Nicht in Moskau, wo es viel mehr Leute elektrisiert - und sie gefährdet hätte. Wie den Regisseur Kirill Serebrennikov, der seit August 2017 unter Hausarrest steht und für den und dessen Theater Marina Davydova nun kämpft.
Davydovas neues Stück ,Check Point Woodstock' wird 2019 am Hamburger Thalia Theater produziert: Es geht um das Ende der sozialen Utopien und um die verlorenen Illusionen der Postmoderne.
Julia Solovieva hat mit Marina Davydova in Moskau, Berlin und Hamburg über ihre Liebe zum Theater und über den Kampf gegen Repressionen im russischen Kulturleben gesprochen.
Regie: Matthias Kapohl
Produktion: Dlf 2018