Macht und Ohnmacht

Der amerikanische Investor

Von Jan Peter Bremer · 25.02.2014
Vor sich eine weiße Wand und die leere Seite seines Notizhefts, ringt ein Schriftsteller um den ersten Satz. Weil sich der nicht einstellen will, springt er auf, kontrolliert zum hundertsten Mal den Zustand seiner Wohnung. Das alte Mietshaus, in dem er mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, wird von dem amerikanischen Investor saniert, und nun senken sich die Böden ab, zeigen die Wände Risse.
Er beschließt, dem amerikanischen Investor einen Brief zu schreiben. Auch dieser Plan führt zur weißen Seite zurück. Die Unfähigkeit, einen ersten Satz zu verfassen, findet Entsprechung in seiner Unfähigkeit, irgendetwas (mit sich) anzufangen: Die Kommunikation mit seiner Frau und den Kindern, die Hausarbeit oder das Aufbegehren gegen eine übergeordnete Instanz. Der Mikrokosmos des Alltags trifft auf den Makrokosmos globaler Machtstrukturen.
Jan Peter Bremer, geboren 1965, lebt als Schriftsteller in Berlin. Für einen Auszug aus "Der amerikanische Investor" wurde er mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet, für "Der Fürst spricht" (1996) mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis.

Regie: Oliver Sturm
Mit: Wolfram Koch, Hans Peter Hallwachs

Produktion: WDR 2013
Länge: ca. 49