"Lost in Jazz"

Von Karl Lippegaus |
Dutzende von Jazzklassikern tragen ihren Namen: "Pannonica", "Nica's Dream", "Nica's Tempo" und viele andere. Doch wer war die sagenumwobene Pannonica de Koenigswarter wirklich? Ihre Familie stammte aus dem englischen Zweig der Rothschilds, ihr Vater war Bankier und Insektenforscher und sammelte Jazzplatten. Pannonica erbte sein Engagement für die bedrohte Natur und die Passion für den Jazz. Sie hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich, als sie 1952 nach New York übersiedelte, wo sie die große Muse der Jazzmusiker wurde.
Nachts kreuzte Nica mit ihrem Bentley durch die Stadt und besuchte Clubs wie das "Five Spot", "Village Vanguard", "Birdland" und "Small's" in Harlem. In ihrer Wohnung starb der gestrandete Charlie Parker mit 34 Jahren. Ende der 60er Jahre plante Pannonica ihr Buch über den Jazz, sie interviewte und fotografierte dafür 300 Musiker und fragte sie nur: "Was sind deine drei Wünsche?"

Für das Buch sollte die Baronin de Koenigswarter, die 1988 starb, zu Lebzeiten nie einen Verleger finden. Ihre Enkelin stieß Jahre später auf die Kisten mit Polaroids und Notizen. Die Rettungsaktion der Bilder geriet zur abenteuerlichen Spurensuche: eine geheime, private Welt des Jazz rückte ans Tageslicht.

Produktion: Deutschlandfunk/ Westdeutscher Rundfunk 2008