Kulturelles Feature

Der beste Freund in der Not ist der Narr

Von Christoph Schmitz-Scholemann |
Der Satiriker Johannes Daniel Falk wohnte bei Schiller und Goethe um die Ecke. Mit dem alten Wieland trank er Champagner. Doch wenn es um Weimarer Klassik geht, ist von diesem gelernten Perückenmacher und studierten Theologen selten die Rede. Zu Unrecht. Zwar rümpft die Literaturwissenschaft die Nase über sein Werk. Und gleich "einstecken lassen" wollte der Minister Goethe diesen kinderreichen "Narren", der am Fenster seines Hauses Puppenspiele aufführte. Doch die Blütezeit der deutschen Klassik hätte ohne ihn vielleicht ein jähes Ende gefunden. Zweimal, 1806 und 1813, standen Europas Soldaten in Weimar, bereit, den deutschen Parnass in eine Hölle zu verwandeln. Beide Male warf sich Falk in die Bresche.
Einen guten Dichter wollte man in ihm trotzdem nicht sehen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als ein guter Mensch zu werden. 1813 gründete er die heute noch bestehende "Gesellschaft der Freunde in der Not": Falk, dessen Privatleben reich an Katastrophen war, gab Straßenkindern ein Heim und schrieb fromme Lieder für sie - wie das berühmte "O du fröhliche...". Seine letzte Ruhe fand er auf dem alten Friedhof in Weimar. "Unter diesen grünen Linden", so meldet der helle Grabstein, "ist dank Christus frei von Sünden / Herr Johannes Falk zu finden."