Kulturelles Feature

Das unergründlich Lebendige

Von Eveline Passet und Raimund Petschner |
Er mache seit jeher Bilder und Plastiken, "um die Wirklichkeit zu fassen zu kriegen", um das, was ihn umgibt, "besser zu sehen und zu verstehen", sagt Alberto Giacometti, der aus dem Schweizer Bergell stammende Wahl-Pariser; und er beteuert zeit seines Lebens, dass er immer wieder scheitere, doch: "Je mehr man scheitert, desto mehr erreicht man."
An seine Arbeitshöhle in der Rue Hippolyte-Maindron blieb er jahrzehntelang gefesselt; Freunde behaupten: wie Diogenes in der Tonne. Die Wände wurden zu Skizzenbüchern voller grafischer Notate, zu einer Art Palimpsest, eine Schicht überlagert die andere. Die Autoren haben mit der Restauratorin der mittlerweile abgetragenen Wandflächen gesprochen, mit Freunden des Künstlers und mit Menschen, die wissen wollen, wer das war, der das unergründlich Lebendige in Figuren fasste, die oftmals im Raum, in der Leere stehen wie Beckett-Figuren auf der Bühne. 40 Jahre nach seinem Tod ist Alberto Giacometti ein Rätsel, so wie ihm die Welt eines war: "Ich schaue, und alles ist mir unbegreiflich."

Produktion: Deutschlandfunk 2007