Holocaustgedenken in Israel zwischen Trauma und Politisierung

Erinnerungsmonster

43:44 Minuten
Holocaustueberlebende Pnina Katzir wird von ihrer Enkelin Yael im Sitzen umarmt, beide haben die Augen geschlossen. Jerusalem
Pnina Katzir mit ihrer Enkelin Yael © Helena Schaetzle/laif
Von Sarah Hofmann · 09.11.2021
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„Erinnere dich!“ - so lautet ein jüdisches Gebot, das in Israel auch für den Holocaust gilt. Die quälenden Gespenster der Vergangenheit lassen die Überlebenden bis heute nicht los. Das Trauma lebt in der jüngeren Generation fort – und wird immer wieder auch politisiert.
Pnina Katzir hat den Holocaust in den Lagern von Transnistrien überlebt. Jahrelang konnte sie nicht über die traumatischen Erfahrungen sprechen und im jungen Staat Israel wollte auch niemand etwas davon hören. Der israelische Historiker Tom Segev spricht von der Zeit des großen Schweigens. Heute ist die 91-Jährige als Zeitzeugin gefragt, das Gedenken an die Shoah Staatsräson. Doch Israel steht an einem Scheideweg. Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, und das Gedenken wird zunehmend nationalistisch aufgeladen. „Monster“, so nannte der israelische Schriftsteller Yishai Sarid seinen Roman, in dem er mit der Gedenkpolitik seines Landes hart ins Gericht geht. Erinnerung beschreibt er darin als ein Ungeheuer, das alle gefangen hält und in den Wahnsinn treibt.

Erinnerungsmonster
Holocaustgedenken in Israel zwischen Trauma und Politisierung
Von Sarah Hofmann

Regie: Dörte Fiedler
Es sprachen: Nele Rosetz, Bettina Kurth, Toni Jessen und Martin Engler
Ton und Technik: Jean Szymczak
Redaktion: Christiane Habermalz
Produktion: Deutschlandfunk 2021

Sarah Judith Hofmann ist 1983 in Berlin geboren. Sie hat bei der Deutschen Welle volontiert und mehrere Jahre als Redakteurin gearbeitet. Seit 2017 lebt sie in Tel Aviv und berichtet als freie Journalistin aus Israel und den palästinensischen Gebieten.