Hörspielklassiker

Das Tagebuch eines Verführers

Von Sören Kierkegaard · 14.05.2016
"Das Tagebuch eines Verführers" ist ein Abschnitt aus Kierkegaards 1843 erschienenem philosophischem Hauptwerk "Entweder - Oder", das an den beiden Kategorien des Ästhetischen und Ethischen den Grundkonflikt menschlicher Existenz festmacht.
Johannes, der Verführer, ist der Prototyp eines Ästheten; er lebt nur im Augenblick und für den Genuss. Sein Gegenspieler Niels lebt nach ethischen Wertvorstellungen; er misst alles an einer starren moralischen Forderung. Zwischen beiden steht Cordelia, ein unschuldiges Mädchen, das dem Verführer in seine raffiniert gesponnenen Netze geht, ihn rückhaltlos zu lieben beginnt und von ihm verlassen wird. Johannes aber, der vor jeder Bindung flieht, der immer nur sich selber meint und deshalb stets in die eigene Isolierung zurückgeworfen wird, muss nach jedem Genuss am Genug selbst zweifeln. Ausdruck dieses ewigen Kreislaufs von Genuss und Zweifel ist seine Schwermut.
Kierkegaard inszeniert diese Konstellation als verwirrendes Spiel, an dessen Ende niemand so genau weiß, wer wen verführt oder betrogen hat. Die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwimmen.
Bearbeitung: Max Gundermann
Regie: Ulrich Lauterbach
Mit: Heinz Drache, Gertrud Kückelmann, Oswald Döpke, Lotte Klein, Lilli Durra, )Rita Graun, Ruth Puls
Produktion: RB 1961
Länge: 86'01

Søren Kierkegaard, geboren 1813, gestorben 1855 in seiner Geburtsstadt Kopenhagen, Der dänische Philosoph, Schriftsteller und Theologe gilt als Begründer der Existenzphilosophie.

Anschließend:
"Le cinéma de Serge Gainsbourg" - Tonspuren eines Verführers
Von Karl Lippegaus