Hörspieldiskurs

Hörspieljahrgang 1968

Das Hörspiel ist außerhalb des fertigen Tonbands nicht mehr manifest zu machen.
Das Hörspiel ist außerhalb des fertigen Tonbands nicht mehr manifest zu machen. © picture alliance / dpa / Foto: Jan Woitas
Von Klaus Ramm · 11.02.2018
"Das Hörspiel ist außerhalb des fertigen Tonbands nicht mehr manifest zu machen. Es lässt sich prinzipiell nicht mehr verschriften. Alle Manuskripte, Partituren, Anweisungen sind bestenfalls der schriftliche Bodensatz eines Kunstwerks, das sich selbst in ganz anderen Dimensionen realisiert (...)
Außerdem ist in den neuen Hörspielen eine Ahnung zu spüren gewesen, von einer anderen Relation zwischen Sprache und gesellschaftlicher Realität, von einer tendenziellen Aufhebung der bürgerlichen Theorie der Arbeitsteilung, der entfremdeten Arbeit und der Distanz zwischen Produktion und Distribution, zwischen der Macht des Apparats und der Phantasie des Einzelnen. Eine Ahnung auch, von der Macht des frei gesprochenen Worts im Radio (...)
Das Hörspiel begann jetzt, ästhetische Autonomie als gesellschaftlich produktive Kategorie begreifend, zur interessantesten und lebendigsten literarischen Gattung zu werden, wenn auch die unausweichliche Kollision der Forderung nach gesellschaftlicher Umwälzung oder nach ästhetischer Autonomie mit den Ansprüchen und Vorbedingungen eines öffentlich-rechtlichen Massenmediums in der Euphorie des Aufbruchs kaum zur Kenntnis genommen wurde."
Seine Thesen und Beobachtungen zum Hörspieljahrgang 1968 belegt Klaus Ramm mit einer Auswahl an Hör- Sprach- und akustischen Spielen.

Von Klaus Ramm
Mit: Klaus Ramm, Siegfried Kernen
Regie: Marianne Therstappen
Ton: Johannes Kutzner
Produktion: NDR 1988

Länge: 85'32

Klaus Ramm, geboren 1939 in Hamburg, Literaturwissenschaftler, Herausgeber und Radiotheoretiker. Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg, langjährig engagiert in der Jury des Karl-Sczuka-Preises. Zahlreiche Sendungen zum Thema Hörspiel.