Hörspiel: Wie einer seine Sprache wiederfindet

Erzählung des Gleichgewichts 4:W

David Bennent in unserem Studio
David Bennent in unserem Studio © Deutschlandradio / Sandro Most
Von Jean Daive · 04.11.2018
Ein Kind kann plötzlich nicht mehr sprechen, dennoch wächst es zu einem wissensdurstigen, musisch begabten Jugendlichen heran. Jean Daives Text gleicht einer assoziativen „Rückführung“ an deren Ende das Wiederfinden der Sprache steht
Der Buchstabe "W", steht auf einem Papierbündel mit stenografischen Notizen, die eine Dissoziation dokumentieren sowie einen verstörenden Erinnerungs- und Selbstfindungsprozess: "W" das Weiß, "W", Wien, als Ort der Psycohoanalyse, "W", das Weh, das mit dem Verlust der Sprache und der Verwirrung derselben verbunden war. Eine assoziative, teils autobiografische Erzählung über den Versuch das Gleichgewicht wiederzufinden.

Erzählung des Gleichgewichts 4: W
Von Jean Daive
Übersetzung: Werner Hamacher
Funkeinrichtung und Regie: Ulrich Lampen
Mit: Jean Daive, David Bennent
Komposition: Ulrike Haage
(Cello: Johanna Helm, Klavier: Ulrike Haage)
Ton: Alexander Brennecke, Martin Eichberg und Philipp Adelmann
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012
Länge: 87'52, Onlineversion: 98'54
Eine Wiederholung vom 16.12.2012

Jean Daive, geboren am 13. Mai 1941 in Bonsecours (Belgien), Lyriker, Romancier und Übersetzer. Als Kind verliert Daive die Fähigkeit zu sprechen. Aber er liest viel und entdeckt für sich die Musik und die Malerei. 1958, in ‚Extraits du corps’ von Bernard Noël findet er Parallelen zu sich selbst, dann ‚Sprachgitter’ von Paul Celan, auch hier ein Wiedererkennen. Anfang der 1960er Jahre reist er mehrfach nach Wien. Seine Stimme kehrt zurück. 1958-1975: er arbeitet als Redakteur, später stellvertretender Chefredakteur an einer Enzyklopädie und an einem Wörterbuch (SEDE-Projekt). Seit 1975 Redakteur bei France Culture, initiierte lange Gesprächssendungen mit bekannten Künstlern und Sondersendungen zur Poesie und Malerei, ab 1997 Leitung des Wochenmagazins ‚Visuelle Künste’, Jean Daive ist Direktor des cipM (centre international de poésie Marseille). Er lebt in Paris. Zu seinen eigenen Arbeiten zählen Lyrikbände, Romane, Übersetzungen, z.b. das Langpoem ‚Décimale blanche’, erstveröffentlicht 1967, lyrische Übersetzungen, u.a. von Paul Celan und Robert Creeley, Romane, ’La Condition d’infin’ (1996–1997), ‚La Trilogie du temps’ (1997). Auf Deutsch erscheint ‚W. Erzählung des Gleichgewichts’ im Jahr 2006, der Roman ‚Unter der Kuppel – Erinnerungen an Paul Celan’ 2009.