Hörspiel

Vatersprache

Theaterautor Albert Ostermaier
Albert Ostermaier © dpa / picture alliance / Uwe Anspach
Von Albert Ostermaier · 26.11.2019
Wolf, ein junger Mann, kommt aus dem Ausland nach Deutschland, in die leere Wohnung seines verstorbenen Vaters, den er nie kennengelernt hat. Ebenso fremd geblieben wie der eigene Vater ist ihm Deutschland, ein Land, in dem er nie gelebt hat.
In der Wohnung zurückgelassen wie ein Vermächtnis findet Wolf einen riesigen, verschlossenen Eichenschrank. Vor diesem Möbel beginnt er sich den Vater in einem inneren Monolog zu imaginieren. Kindheitserinnerungen, momentane Eindrücke, Wunschvorstellungen, Projektionen, aber auch Hassgefühle fließen in assoziativer Weise ineinander.
Der Sohn begibt sich in ein Zwiegespräch und auf die Suche nach Spuren, die seinem unbekannten Vater und seinem Vaterland zumindest Umrisse verleihen und gleichzeitig Licht auf seine Identität als Sohn und als Deutscher werfen könnten.
„Er hat die ganze Wohnung leer geräumt bis auf den Schrank. Die Regale aus den Wänden gerissen, die Bilder abgehängt bis auf ihren schwarzen Rand. Nur an den Schatten erkenne ich wie er lebte. An den Druckspuren im Teppich. Dem Geruch der Zeit. Die frische Farbe, die nur für eine Wand reichte, die Nägel, die er vergaß. Ihr Rost, das Namenschild, der Fußabstreifer. Ich stand auf ihm als ich den Schlüssel suchte. Stand wie er vor der Tür. Meine Schuhe in seinen Abdrücken." (Albert Ostermaier)
Albert Ostermaier schrieb "Vatersprache" als Theaterstück für die Ruhr-Triennale 2002.

Vatersprache
Von Albert Ostermaier
Regie: Ulrich Lampen
Mit Christoph Zapatka
Produktion: BR 2003
Länge: 34'05